Garantiezins soll drastisch sinken
Zinsflaute setzt Assekuranzen zunehmend unter Druck
Frankfurt – Sinkende Zinsen und abschmelzende Garantien: Die Zinsflaute hält den Altersvorsorgeklassiker Lebensversicherung fest im Griff. Im kommenden Jahr dürfte die laufende Verzinsung Branchenexperten zufolge im Schnitt weiter sinken. Verbraucher müssen sich darauf einstellen, am Ende weniger herauszubekommen, als sie zunächst erhofft hatten.
Rückgang erwartet
Branchenexperte Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata rechnet im kommenden Jahr mit einem Rückgang der laufenden Verzinsung bei Kapitallebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen mit Garantiezins auf durchschnittlich 2,10 bis 2,15 Prozent nach im Schnitt noch 2,29 Prozent in diesem Jahr. Bei Altersvorsorgeprodukten mit abgespeckter Garantie könnten durchschnittlich 2,15 bis 2,20
Prozent sein. Das ist allerdings immer noch mehr als bei vielen anderen Sparprodukten.
Die ersten der rund 80 Lebensversicherer haben ihre Erklärungen für 2021 veröffentlicht. So senken der deutsche Branchenprimus Allianz Leben und die Axa die laufende Verzinsung. Andere wie die Alte Leipziger und die Nürnberger Lebensversicherungs AG halten sie stabil.
Kunden mit alten Verträgen profitieren vielfach noch von einem Garantiezins von
bis zu vier Prozent. Für die Branche ist das ein Problem, weil sie in der Zinsflaute die hohen Versprechen der Vergangenheit erfüllen muss. Staatsanleihen mit guter Bewertung, die als sicher gelten, werfen jedoch so gut wie nichts mehr ab.
Legen Versicherer das Geld in riskanteren Papieren mit höheren Zinsen an, müssen sie mehr Eigenmittel vorhalten. „Dazu ist aber eine gewisse finanzielle Stärke erforderlich“, sagte Heermann. „Wir müssen uns an die neuen Zinsrealitäten gewöhnen. Die Branche braucht Produkte, die dem Rechnung tragen.“
Zwei Bestandteile
Die laufende Verzinsung setzt sich aus dem Garantiezins und der Überschussbeteiligung zusammen. Über die Höhe der Überschussbeteiligung entscheiden die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu.
Verbraucher, die in Zukunft eine Lebensversicherung abschließen wollen, müssen sich auf einen deutlich geringeren Garantiezins einstellen. „Wir schlagen dem Bundesfinanzministerium vor, den Höchstrechnungszins ab 1. Januar 2022 für Neuverträge auf 0,25 Prozent festzulegen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader. Seit 2017 liegt der Garantiezins bei 0,9 Prozent. Die endgültige Entscheidung trifft das Bundesfinanzministerium.