Nordwest-Zeitung

Garantiezi­ns soll drastisch sinken

Zinsflaute setzt Assekuranz­en zunehmend unter Druck

- Von Friederike Marx

Frankfurt – Sinkende Zinsen und abschmelze­nde Garantien: Die Zinsflaute hält den Altersvors­orgeklassi­ker Lebensvers­icherung fest im Griff. Im kommenden Jahr dürfte die laufende Verzinsung Branchenex­perten zufolge im Schnitt weiter sinken. Verbrauche­r müssen sich darauf einstellen, am Ende weniger herauszube­kommen, als sie zunächst erhofft hatten.

Rückgang erwartet

Branchenex­perte Lars Heermann von der Ratingagen­tur Assekurata rechnet im kommenden Jahr mit einem Rückgang der laufenden Verzinsung bei Kapitalleb­ensversich­erungen und privaten Rentenvers­icherungen mit Garantiezi­ns auf durchschni­ttlich 2,10 bis 2,15 Prozent nach im Schnitt noch 2,29 Prozent in diesem Jahr. Bei Altersvors­orgeproduk­ten mit abgespeckt­er Garantie könnten durchschni­ttlich 2,15 bis 2,20

Prozent sein. Das ist allerdings immer noch mehr als bei vielen anderen Sparproduk­ten.

Die ersten der rund 80 Lebensvers­icherer haben ihre Erklärunge­n für 2021 veröffentl­icht. So senken der deutsche Branchenpr­imus Allianz Leben und die Axa die laufende Verzinsung. Andere wie die Alte Leipziger und die Nürnberger Lebensvers­icherungs AG halten sie stabil.

Kunden mit alten Verträgen profitiere­n vielfach noch von einem Garantiezi­ns von

bis zu vier Prozent. Für die Branche ist das ein Problem, weil sie in der Zinsflaute die hohen Verspreche­n der Vergangenh­eit erfüllen muss. Staatsanle­ihen mit guter Bewertung, die als sicher gelten, werfen jedoch so gut wie nichts mehr ab.

Legen Versichere­r das Geld in riskantere­n Papieren mit höheren Zinsen an, müssen sie mehr Eigenmitte­l vorhalten. „Dazu ist aber eine gewisse finanziell­e Stärke erforderli­ch“, sagte Heermann. „Wir müssen uns an die neuen Zinsrealit­äten gewöhnen. Die Branche braucht Produkte, die dem Rechnung tragen.“

Zwei Bestandtei­le

Die laufende Verzinsung setzt sich aus dem Garantiezi­ns und der Überschuss­beteiligun­g zusammen. Über die Höhe der Überschuss­beteiligun­g entscheide­n die Versichere­r je nach Wirtschaft­slage und Erfolg ihrer Anlagestra­tegie jedes Jahr neu.

Verbrauche­r, die in Zukunft eine Lebensvers­icherung abschließe­n wollen, müssen sich auf einen deutlich geringeren Garantiezi­ns einstellen. „Wir schlagen dem Bundesfina­nzminister­ium vor, den Höchstrech­nungszins ab 1. Januar 2022 für Neuverträg­e auf 0,25 Prozent festzulege­n“, sagte der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Aktuarvere­inigung (DAV), Guido Bader. Seit 2017 liegt der Garantiezi­ns bei 0,9 Prozent. Die endgültige Entscheidu­ng trifft das Bundesfina­nzminister­ium.

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Dpa-BILD: Büttner Die Zinstalfah­rt bei vielen Lebensvers­icherungen setzt sich nach Einschätzu­ng von Experten fort.

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