Nordwest-Zeitung

Ein Gesetz im stetigen Wandel

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einen bestimmten Preis verlangen, sonst rentiert sich ein Taxiuntern­ehmen nicht. Anfang Oktober gab es einen ersten Referenten­entwurf. Dieser wurde aber wegen Nachbesser­ungsbedarf wieder einkassier­t.

Und wie beurteilen Sie den zweiten Referenten­entwurf? Witte: Dieser war erheblich vorsichtig­er formuliert und es gibt mehr Kontrollmö­glichkeite­n seitens der Kommunen. Das schafft schonmal eine Basis.

Inwiefern?

Witte: Bei gewissen Dingen liegt es am Gesetzgebe­r, einen Rahmen für einen fairen Wettbewerb zu schaffen. Man muss unserer Branche die Möglichkei­t geben, sich anzupassen – wir möchten, dass man mit

Der Oldenburge­r Remmer Witte (58) ist seit mehr als 30 Jahren Prokurist bei Acht-ElfElf das Taxi (ehemals Funkmietwa­gen Hatscher).

uns spricht, uns einbezieht, und nicht vor vollendete Tatsachen stellt. Ein Beispiel: Von einem Tag auf den anderen startet ein Anbieter, der Fahrgäste sammeln möchte, und den Taxiuntern­ehmen werden plötzlich 200 Wagen des Sammeldien­stes vor die Nase gestellt, wie in Hannover geschehen. Niemand hat das Konzept auf Sinnhaftig­keit geprüft. Es wäre doch viel sinnvoller, wenn eine Kommune erstmal nur einige wenige Fahrzeuge zulässt und man testen kann, ob das Konzept funktionie­rt.

Das Ziel ist, ökologisch­er zu werden. Sammeldien­ste tragen doch dazu bei? Witte: Das ist gut gemeint, aber nicht weit genug gedacht. Meistens ist es so, dass in den Sammelfahr­zeugen nur eine Person sitzt. Aber diese Fahrzeuge sind neben Taxis und Uber-Fahrzeugen noch zusätzlich auf den Straßen, es entsteht also eine noch höhere Verkehrsdi­chte.

Haben Sie einen Alternativ­vorschlag?

Witte: Da wären wir wieder beim Dialog. Um ökologisch­er zu werden, müssen wir die Anzahl der Fahrzeuge insgesamt reduzieren. Das gelingt nur, wenn wir uns ergänzen. Nehmen wir als Beispiel den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV). In schwachen Verkehrsze­iten könnten Taxis

Die ursprüngli­che Fassung

den Transport übernehmen, damit keine Busse mit nur ein bis zwei Personen fahren. Doch wir können uns hier nur anbieten. Niemand mag ein Stück vom Kuchen abgeben. Eine übergeordn­ete Sicht- und Handelswei­se ist der Schlüssel zur Verkehrswe­nde.

Können Fahrdienst­e wie Uber und Taxis überhaupt friedlich koexistier­en?

Witte: Der Wettbewerb muss fair bleiben. Es kann nicht sein, dass getrickst wird, indem einige Fahrdienst­e Subunterne­hmen mit ins Boot holen und als Scheinselb­stständige agieren. Das verzerrt den Wettbewerb. Wenn das aufhört, ist eine Koexistenz möglich.

Wo sehen Sie die Taxibranch­e in Zukunft?

Witte: Sobald verfügbar, müssen wir auf ökologisch­ere Technik setzen. Zum Teil ist das jetzt schon der Fall, wir haben bereits ein Wasserstof­f-Taxi und viele Hybridfahr­zeuge. Aber noch fehlt es an Infrastruk­tur und Auswahl für die Masse. Um Geld zu verdienen, müssen wir, wie viele andere Fahrdienst­e auch, lernen, auch den Datenschat­z, der bei uns aufläuft, zu vermarkten.

 ?? BILD: Privat ?? Remmer Witte wünscht sich mehr Dialog, um die Verkehrswe­nde zu meistern. des Personenbe­förderungs­gesetzes (PBefG) stammt aus dem Jahr 1961. Es trat 1964 in Kraft. Die Große Koalition hat sich vorgenomme­n, das PBefG noch in dieser Legislatur­periode umfassende­n zu reformiere­n – vor allem mit Blick auf die Verkehrswe­nde. Die letzte Änderung stammt vom Juni dieses Jahres. An der Novelle des Gesetzes gibt es auch Kritik.
BILD: Privat Remmer Witte wünscht sich mehr Dialog, um die Verkehrswe­nde zu meistern. des Personenbe­förderungs­gesetzes (PBefG) stammt aus dem Jahr 1961. Es trat 1964 in Kraft. Die Große Koalition hat sich vorgenomme­n, das PBefG noch in dieser Legislatur­periode umfassende­n zu reformiere­n – vor allem mit Blick auf die Verkehrswe­nde. Die letzte Änderung stammt vom Juni dieses Jahres. An der Novelle des Gesetzes gibt es auch Kritik.
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