Nordwest-Zeitung

Armin Laschet droht „schwarzen Schafen“

So will der neue CDU-Chef in der Union aufräumen – Brief an Fraktionsm­itglieder

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Berlin – In der Affäre um die Vermittlun­g von Masken-Geschäften gegen hohe Provisione­n durch zwei Unionsabge­ordnete geht es jetzt um grundlegen­de Konsequenz­en. Der eigentlich als freundlich und umgänglich geltende neue CDU-Chef Armin Laschet ist fuchsteufe­lswild. Er will nach dem unsägliche­n Handeln der Parlamenta­rier Georg Nüßlein (CSU) und Nikolas Löbel (CDU), die inzwischen aus ihren Parteien ausgetrete­n sind, aufräumen – und zwar umfassend. „Da bin ich wild entschloss­en“, drohte er am Dienstag. Wenn es in seiner Partei noch Mandatsträ­gerinnen und -träger geben sollte, die, wie die beiden genannten, gegen Geld solche Geschäfte vermittelt hätten, dann sollten sie ihm das jetzt persönlich sagen. „Wenn es sie gibt, ist jetzt die Zeit, reinen Tisch zu machen. Wenn nicht, machen wird das“, kündigte er erbost an.

Verhaltens­kodex

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt gaben schon einmal die Richtung vor. In einem gemeinsame­n Brief an die Mitglieder ihrer Fraktion kündigten sie Konkretes an: Aufklärung, einen scharfen Verhaltens­kodex und Transparen­z zu Nebentätig­keiten.

„Wir werden Maßnahmen ergreifen, um aufzukläre­n, ob weitere Bundestags­abgeordnet­e Geldleistu­ngen für die Vermittlun­g von Schutzausr­üstung oder ähnlichem entgegenge­nommen haben“, kündigten sie an. Wer das getan habe, habe „in unseren Reihen“keinen Platz. Dann will die Fraktionsf­ührung einen Verhaltens­kodex für ihre Abgeordnet­en ausarbeite­n, der mit einem „Anforderun­gsund Sanktionsr­egime“

für den Fall von Zuwiderhan­dlungen verbunden sein soll. Führungspe­rsonal der Fraktion – bis hin zu Arbeitsgru­ppenvorsit­zenden – muss mit

besonderen Beschränku­ngen rechnen. Sie sollen wie Regierungs­mitglieder behandelt werden – also keine Nebenjobs gegen Geld erledigen dürfen.

Zudem wollen Brinkhaus und Dobrindt das Graufeld von Nebentätig­keiten transparen­t machen und den Grenzwert von 10000 Euro für die Pflicht zur Offenlegun­g von Spenden an Parteien deutlich absenken.

Kollegen-Liste

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) kündigte seinerseit­s einen Beitrag zur Aufklärung der Masken-Affäre an. Er will eine Liste von Kolleginne­n und Kollegen aus dem Parlament liefern, die sich in Sachen Schutzausr­üstungen und Angebot dafür an sein Haus gewandt hatten – ohne die Persönlich­keitsrecht­e der Betreffend­en zu verletzen.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Bundestags­fraktion, Carsten Schneider, versichert­e mit Blick auf die Fälle Nüßlein und Löbel: „Für die SPD-Fraktion kann ich so etwas ausschließ­en.“

 ?? Dpa-BILD: Gambarini ?? In der Masken-Affäre der Unionsfrak­tion wird er fuchsteufe­lswild: der neue CDU-Bundesvors­itzende Armin Laschet
Dpa-BILD: Gambarini In der Masken-Affäre der Unionsfrak­tion wird er fuchsteufe­lswild: der neue CDU-Bundesvors­itzende Armin Laschet

Newspapers in German

Newspapers from Germany