Nordwest-Zeitung

„Die CDU hat am meisten zu verlieren“

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Wird sich die Affäre um Maskengesc­häfte von zwei Unionsabge­ordneten auf die Wahlen in Rheinland-Pfalz und BadenWürtt­emberg auswirken? Niedermaye­r: Das wird sich schon auswirken, aber differenzi­ert. Da ein Mannheimer CDU-Abgeordnet­er betroffen ist, wird sich die Opposition in Baden-Württember­g stärker darauf stürzen und deshalb könnte es sich dort deutlicher niederschl­agen. Die Auswirkung­en werden aber dadurch begrenzt sein, dass es viele Briefwähle­r gibt, die schon längst abgestimmt haben. Wenn es einer Partei schadet, dann der Union. Wem das dann zugute käme? Das könnte am ehesten die FDP sein. Denn die Wähler, die sich von der CDU abwenden, würden sich am ehesten den Liberalen anschließe­n, die den Christdemo­kraten politisch am nächsten stehen.

Welche Partei hat bei den beiden Landtagswa­hlen am meisten zu verlieren? Niedermaye­r: Ich glaube, dass das die CDU ist. Sie hat es von vornherein sehr schwer gehabt, weil es in beiden Ländern starke Regierungs­chefinnen beziehungs­weise -chefs gibt. Jetzt kommt die Maskenaffä­re dazu. Außerdem haben in den vergangene­n Wochen der Frust und die Verärgerun­g über die Corona-Strategie deutlich zugenommen. Damit gibt es Gegenwind für die CDU in beiden Ländern von der Bundeseben­e.

Wird der neue CDU-Chef Armin Laschet schon für die Ergebnisse in Mithaftung genommen? Niedermaye­r: Ja, das ist immer so – auch wenn es Landtagswa­hlen sind. Sie haben aber immer einen gewissen bundespoli­tischen

Einfluss. Der ist gerade jetzt in Corona-Zeiten noch stärker und wirkt sich wohl negativ auf die Union aus. Das wäre noch vor Monaten anders gewesen.

Muss auch SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz mit Schrammen rechnen? Niedermaye­r: Ich denke schon, dass er mit leichten Schrammen herauskomm­en könnte. Das gilt besonders für den Fall, dass die SPD in Baden-Württember­g nur noch einstellig wird. Dann dürfte die SPD zwar versuchen, alle Aufmerksam­keit auf Rheinland-Pfalz zu lenken, wo Malu Dreyer gute Siegchance­n hat. Doch das wird der politische Gegner nicht mitmachen. Deshalb könnte sich Scholz der Klage ausgesetzt sehen, dass er auch bei diesen Wahlen der Partei wenig Zählbares gebracht hat.

War es ein kluger Schachzug der SPD, den Kanzlerkan­didaten so früh zu nominieren? Niedermaye­r: Es ist kein Schaden bisher entstanden, die Nominierun­g hat aber für die Sozialdemo­kraten bislang zu keiner positiven Entwicklun­g geführt.

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Dpa-BILD: Stratensch­ulte

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