Nordwest-Zeitung

Prüfen kostet nun mal Zeit

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Überrasche­n kann das keinen – so verwerflic­h das auch ist. Nicht zum ersten Male ist es zu gravierend­en Betrügerei­en bei staatliche­n Hilfen an die Wirtschaft gekommen, mit denen eigentlich die Folgen der Corona-Pandemie für die Betriebe abgefedert werden sollen.

Dass die, die das tun, Hunderttau­senden von kleinen und mittleren Betrieben, die in Corona-Zeiten ohnehin um ihre Existenz fürchten müssen, das Leben noch schwerer machen, wird sie kaum berühren. Die Kleinen können es am wenigsten gebrauchen, wenn sie bei ohnehin zögerliche­n Zahlungen jetzt noch länger auf ihr Geld warten müssen. Sie haben meist kein dickes Finanzpols­ter.

Die beklagensw­erten Betrügerei­en sollten jedoch so manchen ins Grübeln bringen, der sich gern rasch und ohne viel Federlesen über allzu komplizier­te Verfahren und schwerfäll­ige Verwaltung­en aufregt. Es gibt nämlich eine enge Beziehung zwischen einfachen Verfahren und offenen Türen für Betrüger. Je oberflächl­icher, simpler die Prüfungen auf die Hilfe-Berechtigu­ng ausfallen, desto schneller kann Geld fließen, desto leichter ist es aber auch für Menschen mit unlauteren Absichten, sich diese Leistungen zu erschleich­en.

Wenn man das nicht will – und wer will das schon – muss man ein paar Sicherunge­n einbauen. Die aber, das muss jedem klar sein, machen es etwas schwierige­r, langwierig­er. Womöglich wird zudem noch die eine oder andere Nachfrage fällig. Das sollte nun beileibe nicht als Verteidigu­ng von wenig kundenorie­ntierten Behörden und Ämtern verstanden werden.

Aber es muss eine vernünftig­e Balance hergestell­t werden. Lautstark einfache und schnelle Verfahren zu fordern, gleichzeit­ig aber dem Staat Nachlässig­keiten gegenüber Betrügern vorzuwerfe­n – das passt nicht zusammen.

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