Nur der Kreis Cloppenburg ist noch rot
Gülle- und Mist-Überschüsse in Niedersachsens Regionen schrumpfen deutlich
Hannover – Niedersachsens Landwirte strengen sich sehr an, um die Düngung der Äcker und Wiesen noch effizienter zu gestalten. Erstmals erreicht das Land eine nahezu ausgeglichene Stickstoffbilanz, wie Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Mittwoch bei der Vorlage des „Nährstoffberichts“sagte. Mit dem Kreis Cloppenburg überschreitet nur noch ein Landkreis die gesetzliche Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Im Vorjahr lagen noch fünf Landkreise, darunter die Kreise Vechta und Oldenburg, oberhalb dieser Grenze. Hier einige Fragen und Antworten zum Bericht:
Welche Mengen an Gülle werden abgegeben
Bei der Wirtschaftsdüngerbilanz, die die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) erstellt hat, geht es um Gärreste aus Biogasanlagen, Gülle und Geflügelmist. Die Abgabemenge erreichte einen neuen Rekordwert mit 37,9 Millionen Tonnen (Vorjahr: 35,7 Mio.). Die Wirtschaftsdüngerexporte aus der Region Weser-Ems in andere Regionen, etwa in die Region Lüneburg, haben mit 3,51 Mio. Tonnen einen neuen Höchststand erreicht. Die Steigerung zum Vorjahr betrug rund 133 400 Tonnen.
Was sind die Ursachen für den Rückgang
In erster Linie liegt das am Rückgang der Tierbestände, so Kammerpräsident Gerhard Schwetje. Gegenüber dem vorherigen Bericht haben sich die Tierbestände der Rinder um 91 428 Tiere, der Schweine um
162 813 Tiere und beim Geflügel um 331 175 Tiere verringert. Insgesamt fielen rund 46 Mio. Tonnen Dung an.
Warum ist der Kreis Cloppenburg nicht besser
Cloppenburg hatte einen Überschuss von 219 Kilo Stickstoff pro Hektar und liege jetzt bei 198, erklärt Schwetje. Der
benachbarte Kreis Vechta hatte 190 und liegt nun bei 168 Kilo Stickstoff pro Hektar. Die Reduzierung in absoluten Zahlen sei fast gleich, aber das Ausgangsniveau im Kreis Cloppenburg wesentlich höher gewesen. Auch die hohe Zahl von Biogasanlagen im Kreis Cloppenburg trage zu der größeren Menge an Gärresten bei. Landesweit hat sich der Stickstoff-Überschuss von
Wie sieht es aus beim Phosphat
In zwölf Landkreisen und Städten – darunter die Kreise Ammerland, Emsland, Cloppenburg, Vechta, Oldenburg und die Stadt Wilhelmshaven – übersteigt die Phosphataufbringung mit organischen Düngern die Phosphatabfuhr. Absolut gesehen gebe es ein Einsparpotenzial von rund 27 950 Tonnen (Vorjahr: 33 000 Tonnen), heißt es. Zu viel Phosphat führt zur Überdüngung von Bächen, Flüssen und Seen. Der Mineraldüngerabsatz in Niedersachsen erreichte einen historischen Tiefststand von rund 200 000 Tonnen.
Wie viele Kontrollen wurden durchgeführt
Neben der EDV-gestützten Überwachung wurden im Jahr 2019 genau 888 Betriebe vor Ort kontrolliert, teilte Birgit Blum (LWK) mit. Dabei wurden bei 3483 Betrieben Beanstandungen festgestellt. Allein nach den Vor-Ort-Kontrollen wurden 471 Bußgeldbescheide in der Spanne zwischen 35 und 48 000 Euro verhängt. Hinzu kommen 2136 überwiegend niedrige Bußgelder aus dem Abgleich der Meldedatenbank.
Wie ist die Situation beim Grundwasser
Nach wie vor gibt es einen hohen Anteil an Grundwassermessstellen, bei denen die Nitratgrenze von 50 Milligramm pro Liter überschritten wird, heißt es in dem Bericht. Weiterhin würden die Qualitätsziele der „Wasserrahmenrichtlinie“in Niedersachsen nicht flächendeckend erreicht. Ein wesentlicher Grund dafür seien die Nährstoffeinträge.
Wie fallen die Reaktionen auf den Bericht aus
Das Landvolk sieht nach den Worten seines Präsidenten Holger Hennies kein „Mengenproblem“mehr bei der Stickstoffdüngung. Der Dünger müsse besser verteilt werden. Dagegen sagte GrünenAgrarexpertin Miriam Staudte, das Konzept der Umverteilung von Gülle stoße an seine Grenzen. Nach wie vor hätten 17 Landkreise einen Stickstoffüberschuss oberhalb des eigenen Düngebedarfs.