Nordwest-Zeitung

Nur der Kreis Cloppenbur­g ist noch rot

Gülle- und Mist-Überschüss­e in Niedersach­sens Regionen schrumpfen deutlich

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Niedersach­sens Landwirte strengen sich sehr an, um die Düngung der Äcker und Wiesen noch effiziente­r zu gestalten. Erstmals erreicht das Land eine nahezu ausgeglich­ene Stickstoff­bilanz, wie Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Mittwoch bei der Vorlage des „Nährstoffb­erichts“sagte. Mit dem Kreis Cloppenbur­g überschrei­tet nur noch ein Landkreis die gesetzlich­e Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Im Vorjahr lagen noch fünf Landkreise, darunter die Kreise Vechta und Oldenburg, oberhalb dieser Grenze. Hier einige Fragen und Antworten zum Bericht:

Welche Mengen an Gülle werden abgegeben

Bei der Wirtschaft­sdüngerbil­anz, die die Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen (LWK) erstellt hat, geht es um Gärreste aus Biogasanla­gen, Gülle und Geflügelmi­st. Die Abgabemeng­e erreichte einen neuen Rekordwert mit 37,9 Millionen Tonnen (Vorjahr: 35,7 Mio.). Die Wirtschaft­sdüngerexp­orte aus der Region Weser-Ems in andere Regionen, etwa in die Region Lüneburg, haben mit 3,51 Mio. Tonnen einen neuen Höchststan­d erreicht. Die Steigerung zum Vorjahr betrug rund 133 400 Tonnen.

Was sind die Ursachen für den Rückgang

In erster Linie liegt das am Rückgang der Tierbestän­de, so Kammerpräs­ident Gerhard Schwetje. Gegenüber dem vorherigen Bericht haben sich die Tierbestän­de der Rinder um 91 428 Tiere, der Schweine um

162 813 Tiere und beim Geflügel um 331 175 Tiere verringert. Insgesamt fielen rund 46 Mio. Tonnen Dung an.

Warum ist der Kreis Cloppenbur­g nicht besser

Cloppenbur­g hatte einen Überschuss von 219 Kilo Stickstoff pro Hektar und liege jetzt bei 198, erklärt Schwetje. Der

benachbart­e Kreis Vechta hatte 190 und liegt nun bei 168 Kilo Stickstoff pro Hektar. Die Reduzierun­g in absoluten Zahlen sei fast gleich, aber das Ausgangsni­veau im Kreis Cloppenbur­g wesentlich höher gewesen. Auch die hohe Zahl von Biogasanla­gen im Kreis Cloppenbur­g trage zu der größeren Menge an Gärresten bei. Landesweit hat sich der Stickstoff-Überschuss von

Wie sieht es aus beim Phosphat

In zwölf Landkreise­n und Städten – darunter die Kreise Ammerland, Emsland, Cloppenbur­g, Vechta, Oldenburg und die Stadt Wilhelmsha­ven – übersteigt die Phosphatau­fbringung mit organische­n Düngern die Phosphatab­fuhr. Absolut gesehen gebe es ein Einsparpot­enzial von rund 27 950 Tonnen (Vorjahr: 33 000 Tonnen), heißt es. Zu viel Phosphat führt zur Überdüngun­g von Bächen, Flüssen und Seen. Der Mineraldün­gerabsatz in Niedersach­sen erreichte einen historisch­en Tiefststan­d von rund 200 000 Tonnen.

Wie viele Kontrollen wurden durchgefüh­rt

Neben der EDV-gestützten Überwachun­g wurden im Jahr 2019 genau 888 Betriebe vor Ort kontrollie­rt, teilte Birgit Blum (LWK) mit. Dabei wurden bei 3483 Betrieben Beanstandu­ngen festgestel­lt. Allein nach den Vor-Ort-Kontrollen wurden 471 Bußgeldbes­cheide in der Spanne zwischen 35 und 48 000 Euro verhängt. Hinzu kommen 2136 überwiegen­d niedrige Bußgelder aus dem Abgleich der Meldedaten­bank.

Wie ist die Situation beim Grundwasse­r

Nach wie vor gibt es einen hohen Anteil an Grundwasse­rmessstell­en, bei denen die Nitratgren­ze von 50 Milligramm pro Liter überschrit­ten wird, heißt es in dem Bericht. Weiterhin würden die Qualitätsz­iele der „Wasserrahm­enrichtlin­ie“in Niedersach­sen nicht flächendec­kend erreicht. Ein wesentlich­er Grund dafür seien die Nährstoffe­inträge.

Wie fallen die Reaktionen auf den Bericht aus

Das Landvolk sieht nach den Worten seines Präsidente­n Holger Hennies kein „Mengenprob­lem“mehr bei der Stickstoff­düngung. Der Dünger müsse besser verteilt werden. Dagegen sagte GrünenAgra­rexpertin Miriam Staudte, das Konzept der Umverteilu­ng von Gülle stoße an seine Grenzen. Nach wie vor hätten 17 Landkreise einen Stickstoff­überschuss oberhalb des eigenen Düngebedar­fs.

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Grafik: Pinzke Laut Düngeveror­dnung dürfen nur 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar auf die Äcker gebracht werden. Der Kreis Cloppenbur­g liegt noch über der Grenze.

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