Kein Bedarf
Die Corona-Pandemie hält nun lange genug an, um sich im Laufe eines Jahres über alles und jeden einmal zu erregen, die Schuld gleichmäßig anderen zuzuweisen und Unterstützung aus jeder Richtung zu fordern.
Die Kulturschaffenden in Deutschland wussten zumindest sehr schnell, wo sie in der Wertschöpfungskette stehen – ganz am Ende. Das haben die meisten Kreativen lange Zeit klaglos hingenommen, weil ihnen Solidarität und Gemeinschaftssinn keine hohle Phrasen sind. Sie traten in der Schlange der Bedürftigen zurück hinter die Fluggesellschaften, Autohersteller und Fußballprofispieler – und wurden dort vergessen, weil sich niemand mehr an vorderster Stelle an sie erinnerte.
Es ist Monika Grütters nicht vorzuwerfen, dass sie als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zwar einen langen Amtstitel trägt, am Berliner Kabinettstisch aber ohne Stimmrecht ausgestattet wurde. Vielmehr muss sie derzeit dafür Sorge tragen, dass die vielfältigen Belange der Musiker, Schauspielerinnen und Filmemacher ohne Auftritte und Festivals nicht vollkommen in Vergessenheit geraten und die Kreativbranche überlebt. Dass sie die pauschale Staatshilfe
nun gießkannenweise ins Land trägt, wovon viel mehr bei ohnehin subventionierten Einrichtungen landet als bei den ungezählten Einzelschicksalen, ist ein Kardinalfehler institutioneller Förderung.
Das Grundgesetz sieht eine sogenannte Kulturhoheit der Bundesländer vor, weil sich die freiheitsliebende Kunst am besten ohne staatliche Richtschnur entfalten kann. Ein weiteres Bürokratiemonster benötigt niemand.
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