So erlebt Oldenburgerin Quarantäne in Singapur
Zwei Wochen verbrachte Ina Grieb im Hotelzimmer – 77-Jährige wurde im asiatischen Stadtstaat geimpft
Oldenburg – Zwei Wochen lang durfte sie ihr Hotelzimmer nicht verlassen. Drei Mal am Tag wurden ihr Mahlzeiten vor die Tür gestellt. Jeglicher Kontakt zur Außenwelt lief über Internet oder Telefon. Ina Grieb musste in Quarantäne. Aber nicht, weil sie oder jemand aus ihrem Umfeld das Coronavirus hatte, sondern weil die ehemalige Vizepräsidentin und Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Oldenburg vor rund sechs Wochen in den Inselstaat Singapur gereist ist. Griebs Söhne leben in Singapur. „Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätten mein Mann und ich kein Visum bekommen“, sagt die 77-Jährige. Aufgrund der Corona-Pandemie gebe es derzeit lediglich die Möglichkeit, durch Verwandte ersten Grades oder aus beruflichen Gründen eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.
Flughafen komplett leer
Bereits vor ihrer Pensionierung hat die Oldenburgerin beruflich viel Zeit in Asien verbracht – sie kennt sich aus: „Der Schlüssel zum Corona-Erfolg ist, dass alles digital abläuft – und es funktioniert.“Für diejenigen, die sich nicht mit digitalen Kommunikationsformen auskennen, sei das eine Herausforderung.
Vor Antritt der Reise sei eine Vielzahl von Anträgen in Singapur und ein negativer Coronatest erforderlich gewesen. „Bei der Ankunft mussten wir einen zweiten Test machen“, sagt Grieb. Dabei seien alle Unterlagen elektronisch bearbeitet worden. „Den in Deutschland üblichen Papierkram gibt es hier nicht“, zeigt sie sich beeindruckt. Ebenfalls ein beeindruckendes Bild ha
Coronatestzentrum in Singapur: Der Stadtstaat testet konsequent auf das Coronavirus. Wer in das Land einreisen möchte, muss sich in eine zweiwöchige Quarantäne begeben.
be der ausgestorben wirkende Flughafen abgegeben.
Kontrollanrufe im Hotel
Nach ihrer Ankunft ging es auf direktem Weg in die Quarantäne. „In welches Hotel man kommt, darauf haben Einreisende keinen Einfluss“, sagt die Oldenburgerin. In dem System der Regierung werde das per Zufallsprinzip demokratisch entschieden. „Um die Quarantäne gut auszuhalten ist ein schöner Ausblick aus dem Hotelzimmer wichtig“, meint Grieb, die dazu rät, sich an die Regeln zu halten.
Denn auf dem Hotelflur habe es Kameras gegeben. „Wer sein Zimmer verlässt, muss
Berichtet von der Quarantäne: Ina Grieb
entweder länger in der Quarantäne bleiben oder wird gleich wieder nach Hause ge
Ein guter Ausblick aus dem Hotelfenster ist laut Ina Grieb in der zweiwöchigen Quarantäne wichtig gewesen.
schickt“, sagt Grieb. Zusätzlich habe es tägliche Kontrollanrufe vom Ministerium gegeben,
um den Aufenthalt zu überprüfen. „Am 13. Tag der Quarantäne wurde wieder ein Covidtest gemacht. Danach wurden wir in die Freiheit entlassen“, sagt die Oldenburgerin.
Zudem wurden Ina Grieb und ihr Mann gegen das Coronavirus geimpft: „Mit dem Long-Term-Visum erwirbt man das Recht – wie alle Singapurer – geimpft zu werden.“
Bewegungsfreiheit
„Was ich sehr bewundernswert finde, ist die absolute Konsequenz des Handelns, die es hier in Bezug auf das Virus gibt“, sagt sie. Im autokratisch regierten Singapur gebe es fast keine Corona-Fälle mehr. „Im ersten Lockdown wurde in Singapur alles dichtgemacht. Mittlerweile können sich die Menschen hier wieder frei bewegen. Die Geschäfte haben geöffnet und das Leben geht weiter“, sagt Grieb.
Dafür herrscht überall eine Maskenpflicht und regelmäßig wird Fieber gemessen. „Im Alltag müssen Behelfsmasken getragen werden. Die haben eine starke Symbolkraft.“Permanent werde man daran erinnert, sich vor dem Virus in Acht zu nehmen.