Das bedeutet Löws Befreiungsschlag für DFB und ihn
Nachfolger-Debatte läuft auf Hochtouren – Noch-Bundestrainer hat nur noch EM als Ziel
Frankfurt – Von wegen Lahme Ente: Der persönliche Befreiungsschlag von „Ich-entscheide“-Bundestrainer Joachim Löw hat rund um die angeschlagene deutsche FußballNationalmannschaft für völlig neue Konstellationen gesorgt. Nicht mehr die Rolle und die Zukunft des „ewigen Jogi“stehen plötzlich im Brennglas der Öffentlichkeit, sondern: Kann das Team nach 15 Jahren unter Löw seinem Chef bei der Europameisterschaft im Sommer einen glänzenden Abgang verschaffen? Und: Wer übernimmt den Posten als wichtigster Fußballlehrer des Landes? Löw hat mit seinem angekündigten Abschied nach der
Euro im Sommer noch einmal verblüfft – und die größten Probleme Richtung DFB geschoben.
Nachfolger-Diskussion
Der Verband bekam das postwendend zu spüren: Jürgen Klopp als Nachfolgekandidat Nummer eins, den sich viele Fans wünschen würden, erneuerte seine Absage. „Dass ich gefragt wurde, ist erstmal eine Ehre. Aber ich sage: Nein, ich habe einen Vertrag, und selbst wenn Liverpool mich hier rausschmeißt: Wenn meine Zeit hier rum ist, werde ich erstmal ein Jahr Pause machen“, sagte der Trainer des englischen Meisters FC Liverpool. Neben Klopp sind Bayern-Trainer Hansi Flick (56), Ex-Leipzig-Manager und -Trainer Ralf Rangnick (62) und U21-Nationalcoach Stefan Kuntz (58) die heiß gehandelten Kandidaten. Aber: Flick, als ehemaliger Löw-Assistent bestens im DFB vernetzt, hat in München noch einen Vertrag bis 2023. Ob eine Zusammenarbeit von Rangnick, bekannt als Stratege weit über die Trainerfunktion hinaus, und DFBDirektor Oliver Bierhoff funktionieren würde, ist fraglich.
Alleiniger Fokus auf EM
Endlos-Debatten um eine Rückkehr der von ihm aussortierten Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng, Rücksichtnahme auf Vereine, Sorgen um die Zukunft der Nationalelf, ausufernde Kritik von Experten und ExSpielern sowie persönliche Sympathiewerte bei den Fans im Sturzflug – all das hat Löw abgeschüttelt. Nur noch eines zählt für den Weltmeistercoach von 2014: „Ich werde mein Bestes geben, unseren Fans bei diesem Turnier große
Freude zu bereiten und erfolgreich zu sein. Ich weiß auch, dass dies für die gesamte Mannschaft gilt.“Alle Entscheidungen, die Löw jetzt trifft, kann er auf sein letztes großes Event ausrichten.
Der gebürtige Schwarzwälder hat nicht (mehr) übersehen, dass die bisherige Stimmungslage um seine Person die EM-Ziele bedrohte. Jetzt sind die Spieler auf dem Platz wieder deutlich mehr in der Pflicht. Eine Wagenburg-Mentalität wie beim WM-Triumph in Brasilien könnte helfen. „Nun gibt es einen Grund mehr, dass wir alles versuchen, die Europameisterschaft erfolgreich zu bestreiten“, schrieb DFB-Kapitän Manuel Neuer bei Instagram.