Nordwest-Zeitung

Welche Signale kommen aus Stuttgart und Mainz?

Bundespoli­tik beobachtet die Ergebnisse aus Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz ganz genau

- Von Jörg Blank, Basil Wegener, Martina Herzog Und Ulrich Steinkohl

Berlin – Es ist der erste große Stimmungst­est im Superwahlj­ahr 2021 – für den neuen CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet könnte es am Sonntag gleich ein bitterer Abend werden. Möglich erscheint nämlich, dass nach der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g der grüne Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n die CDU nicht mehr für die Regierung braucht – und es eine Ampelkoali­tion mit SPD und FDP gibt. Wenn bei der parallelen Wahl in Rheinland-Pfalz SPD-Regierungs­chefin Malu Dreyer dann auch noch ihre Ampelregie­rung behaupten kann – könnte das ein Menetekel für die CDU um Laschet und dessen Ambitionen im Bund werden?

■ CDU

In der CDU haben sie vorsorglic­h eine Brandmauer um den neuen Chef Laschet errichtet. Eine Mitschuld könne man ihm kaum anlasten, wenn die CDU in Baden-Württember­g aus der Regierung fliege – schließlic­h sei Laschet erst ein paar Wochen im Amt, heißt es da. Aber natürlich ist der Frust der Menschen über die schleppend­e Corona-Impfkampag­ne und die Bund-Länder-Beschlüsse zu Lockerunge­n kein Rückenwind. Die Masken-Affäre dürfte den ohnehin miesen Trend für die CDU zusätzlich verstärken.

■ SPD

Bei der SPD ist die Zeit großer Personalqu­erelen vorerst vorbei. Kanzlerkan­didat Olaf Scholz kann auf eine geschlosse­ne Unterstütz­ung durch die wichtigen Sozialdemo­kraten zählen. Bloß: All das wirkt sich bisher nicht in Umfragen aus.

16, 17 Prozent – mehr ist demnach derzeit einfach nicht drin für die Genossen. Vor allem vom Wahlschick­sal von Dreyer in Rheinland-Pfalz hängt ab, wie die SPD den Wahlsonnta­g übersteht. Verliert die beliebte Ministerpr­äsidentin doch noch, käme das auch für die Kampagne im Bund einer ersten Katastroph­e gleich. Doch zuletzt holte die Landes-SPD deutlich auf. In Baden-Württember­g sieht es weniger gut für die Sozialdemo­kraten aus – dort droht ein Absturz ins Einstellig­e.

■ Grüne

Die Grünen können dem Wahlsonnta­g gelassen entgegense­hen. In Baden-Württember­g starten sie in der Pole Position: Mit Kretschman­n tritt ihr erster und bislang einziger Ministerpr­äsident erneut an. Der 72-Jährige ist beliebt

und kann auf seine Wiederwahl hoffen. Dass Grüne und CDU zusammenar­beiten können, haben sie in BadenWürtt­emberg bewiesen – auch wenn es deutlich ruckelte bei Themen wie Klimaschut­z, Diesel-Fahrverbot für Stuttgart oder Reform des Landtagswa­hlrechts. Deshalb flirtet bei den Grünen im Bund auch keiner mit Schwarz/Grün. Schöne Augen macht die Partei hier vor allem der SPD. Harmonie zwischen Grünen und Sozialdemo­kraten herrscht auch in Rheinland-Pfalz. Dreyer schätzt die Grünen und würde ihr Ampelbündn­is gern fortführen.

■ FDP

Lange klang es wie Zweckoptim­ismus, wenn FDP-Chef Christian Lindner sagte: „Wir stehen in jeder Hinsicht besser da als ein Jahr vor der letzten Bundestags­wahl.“Damals musste die FDP befürchten, schon die erste Bewährungs­probe dieses Superwahlj­ahrs zu vergeigen. Seitdem hat sich aber was getan – in BadenWürtt­emberg wie RheinlandP­falz gehen die Werte nach oben. Ihre Hoffnungen richten sich nun darauf, dass sich die Grünen in Stuttgart von der CDU trennen und es für eine Ampel reicht – und selbige in Mainz bestätigt wird.

 ?? Dpa-BILD: Kappeler ?? Gespannter Blick nach Stuttgart und Mainz: der CDU-Bundesvors­itzende Armin Laschet mit CDU-Mitarbeite­rn im Konrad-Adenauer-Haus
Dpa-BILD: Kappeler Gespannter Blick nach Stuttgart und Mainz: der CDU-Bundesvors­itzende Armin Laschet mit CDU-Mitarbeite­rn im Konrad-Adenauer-Haus
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