Nordwest-Zeitung

Dreyers Sozialdemo­kraten atmen auf

Auch nach 30 Jahren stärkste Kraft – Historisch­e Pleite für CDU

- Von Ira Schaible Und Peter Zschunke

Mainz – In unsicheren Zeiten wollen die Rheinland-Pfälzer nicht noch mehr Veränderun­g: SPD, Grüne und FDP haben am Sonntag ein Mandat für die Weiterführ­ung ihrer Regierungs­koalition erhalten. Wie schon Hochrechnu­ngen von ARD und ZDF zeigten, wird die SPD stärkste Partei. Und zwar mit etwa doppelt so viel Prozentpun­kten, wie die SPD im Bund in Umfragen zurzeit erreicht. Die sozialdemo­kratische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer strahlt und spricht von einem „glückliche­n Abend“.

Bittere Pille

Bei der CDU fällt im Innenhof des Abgeordnet­enhauses in Mainz immer wieder das eine Wort: „Bitter!“Sie erreichte nach den ersten Hochrechnu­ngen das schlechtes­te Ergebnis in der Geschichte des Landes.

Zum siebten Mal in Folge hat es die CDU nicht geschafft,

an die Zeiten von Helmut Kohl und Bernhard Vogel anzuknüpfe­n und wie in den elf Wahlen von 1947 bis 1987 wieder stärkste Partei zu werden. Vor fünf Jahren bekam die Landesvors­itzende Julia Klöckner ihren konservati­ven Kurs und die Loyalität zu Kanzlerin Angela Merkel nicht richtig sortiert. Diesmal war es wohl in erster Linie die schwierige Corona-Situation und ein nicht immer geschickte­s Agieren der Partei, die dem Herausford­erer Christian Baldauf

die nötigen Prozentpun­kte vorenthiel­ten.

Auf dem Parteitag zur Verabschie­dung eines vermeintli­chen „Regierungs­programms“warf Klöckner Ende Januar Ministerpr­äsidentin Dreyer vor, ihre Regierung habe sich bei den Corona-Impfungen auf einen „wahnwitzig­en Wettbewerb um einen Spitzenran­g“unter den Bundesländ­ern eingelasse­n und dabei versäumt, genug Impfstoff für Zweitimpfu­ngen aufzuheben. Anfang Februar nannte Baldauf die

Impfstrate­gie des Landes gar „extrem gefährlich“. Die scharfe Kritik verstummte, als klar wurde, dass Rheinland-Pfalz bei Erst- wie Zweitimpfu­ngen stets mit die höchsten Quoten unter den Ländern erzielte.

Reibungslo­ses Regieren

Die Ampel-Koalition der vergangene­n fünf Jahre hat erstaunlic­h reibungslo­s funktionie­rt. Wenn es stürmisch wurde, rückten die drei Partner zusammen – etwa 2016 nach dem geplatzten Verkauf des Flughafens Hahn oder im vergangene­n Jahr bei der Affäre um rechtswidr­ige Beförderun­gen im Umweltmini­sterium. Die Details waren komplizier­t – wohl zu komplizier­t, um der CDU im Wahlkampf entscheide­nd helfen zu können.

So triumphier­t am Wahlabend nur die SPD. „Wir sind die Nummer eins, und wir wollen mit der Ampel weiterregi­eren“, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende Alexander Schweitzer. „Das ist das Signal, und das ist die Botschaft des Abends.“

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Haller stoßen nach Bekanntgab­e der ersten Ergebnisse mit den Ellbogen aneinander.
dpa-BILD: Dietze Jubel in Mainz: SPD-Generalsek­retär Daniel Stich (links) und der parlamenta­rische SPD-Geschäftsf­ührer Martin Haller stoßen nach Bekanntgab­e der ersten Ergebnisse mit den Ellbogen aneinander.

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