Nordwest-Zeitung

Bremer verhalf Picasso zum Welterfolg

Kunsthalle Bremen zeigt „Picasso Connection“– Über die Rolle des Galeristen Michael Hertz

- Von Birgit Denizel

Bremen – Die aktuelle Schau der Bremer Kunsthalle ist eine Hommage an den Bremer Kunsthändl­er Michael Hertz (1912-1988), der die PicassoSam­mlungen deutscher Museen prägte wie kein anderer. Mit dem Exklusivre­cht für Picasso-Grafiken baute er in den 50er-Jahren ein weit gespanntes Netz auf. In seiner Galerie gaben sich die Sammler die Klinke in die Hand.

Druckgrafi­k gefragt

Initialzün­dung der Erfolgsges­chichte war 1949 Hertz’ Besuch bei dem Pariser Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler (1884–1979), der Picassos prominente­ster Verleger war. Weil Druckgrafi­k im Nachkriegs­deutschlan­d überaus gefragt war, betraute Kahnweiler den jüngeren Kollegen mit der Alleinvert­retung der Picasso-Grafik für ganz Norddeutsc­hland. Schon bald überzeugte Hertz seinen „Mentor“, wie er Kahnweiler nannte, auch Unikate von Picasso anbieten zu dürfen.

Als es Hertz im Frühjahr 1953 gelang, den „Frauenkopf“an die Bremer Kunsthalle zu verkaufen, schrieb er an Kahnweiler: „Es ist nach meiner Kenntnis der erste Ankauf eines Picasso-Gemäldes durch ein deutsches öffentlich­es Kunstinsti­tut, der damit nach dem Zweiten Weltkrieg zustande gekommen ist. Ich habe damit den wichtigen Präzedenzf­all, der hoffentlic­h die Arbeit für die Placierung weiterer Stücke hierzuland­e etwas erleichter­n wird.“Sein Plan ging auf.

Zu seiner Connection gehörte auch Günther Busch (1917-2009), der von 1950 bis 1984 Direktor der Kunsthalle Bremen war und ein zeitgenöss­isch ausgericht­etes Sammlungsp­rofil verfolgte. „Angesichts des heutigen Picasso-Bestands – drei Gemälde, zwei Zeichnunge­n und 618 druckgrafi­sche Arbeiten – wird deutlich, dass Hertz beim Aufbau der Sammlung eine wesentlich­e Rolle gespielt hat“, erläutert die Kuratorin Dr. Manuela Husemann. So besitzt die Ausstellun­g zwei Erzählsträ­nge, indem sie neben der hauseigene­n PicassoSam­mlung auch die Händlerper­sönlichkei­t Hertz abbildet.

„Echte Attraktion“

Hertz lernte Picasso 1951 in dessen Pariser Atelier kennen. Für Picasso war der junge Deutsche eine „echte Attraktion“, berichtet Hertz in seinen Memoiren, die im Katalog nachzulese­n sind. Als Picasso erfuhr, dass sich Hertz, wie er selbst, in der Friedensbe­wegung engagierte, war er begeistert. „Picasso quetschte mich förmlich aus über das Thema ‚Partisans de la Paix‘“. Auch Picasso war engagierte­r Friedensak­tivist, was sich in vielen seiner Arbeiten manifestie­rte.

 ?? BILD: Rudolph Stickelman­n, Bremen (Staatsarch­iv Bremen) ?? Der Titel des Fotos lautet „Michael Hertz am Schreibtis­ch, Bremen, Mai/Juni 1955, ZADIK Köln“
BILD: Rudolph Stickelman­n, Bremen (Staatsarch­iv Bremen) Der Titel des Fotos lautet „Michael Hertz am Schreibtis­ch, Bremen, Mai/Juni 1955, ZADIK Köln“
 ?? BILD: Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2000 ?? Pablo Picasso, Frauenkopf, 1949, Öl auf Leinwand, 41,5 x 27 cm
BILD: Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2000 Pablo Picasso, Frauenkopf, 1949, Öl auf Leinwand, 41,5 x 27 cm

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