Nordwest-Zeitung

Nabu stellt Antrag für Baumschutz­satzung

Verwaltung­smitarbeit­erin aus Hildesheim berichtet von guten Erfahrunge­n in ihrer Stadt

- Von Thomas Husmann

Bürgerfeld­e – Als Mitte der 90er Jahre die Baumschutz­satzung für Oldenburg in Kraft trat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass für deren Gegner der Untergang des Abendlande­s drohte, das Ende der Demokratie unmittelba­r bevorstand. Die Diskussion darum wurde hoch emotional geführt, die Satzung in einem von den Bürgervere­inen, des Vereins Haus- und Grundeigen­tümerverei­n, Siedlerbun­d sowie der CDU unterstütz­ten Bürgerbege­hren in einem Entscheid am 1. März 1998 (zeitgleich mit einer Landtagswa­hl) gekippt.

Zum Antrag des Naturschut­zbundes berichtete Martina Bertram dem Umweltauss­chuss von Erfahrunge­n aus ihrer Stadt Hildesheim, in der seit 1994 eine Baumschutz­satzung gilt. Und die sind gut, sagte die Leiterin der dortigen Stabsstell­e für Grünfläche­nplanung und -neubau. Ihre Aussage unterfütte­rte sie mit Zahlen. In der Bevölkerun­g genieße die Satzung eine große Akzeptanz, in der Verwaltung seien zwei Personen für die Bearbeitun­g der Anträge zuständig. 30 bis 40 Fälle pro Jahr gebe es, im Schnitt müssten nur zwei Fällungen abgelehnt werden. In den vergangene­n zehn Jahren habe es wiederum nur zwei Widersprüc­he gegen diese Entscheidu­ngen gegeben, eine mündete in einer Klage. Es ging um eine Eibe, die (für die Kinder der Kläger) giftige Beeren trägt. Ein Großteil der Arbeit laufe beratend am Telefon, erklärte sie in einer Videokonfe­renz weiter, die dann technisch zusammenbr­ach.

Unsere Redaktion fragte nach. Über die Schreibtis­che ihrer Stabsstell­e gehen alle Bauanträge und Flächennut­zungspläne, erklärte Martina Bertram. Für welche Bäume mit welchem Stammumfan­g Anträge gestellt werden müssten, sei in Hildesheim genau geregelt. Über den Gegenwind, der einer Satzung in Oldenburg entgegenwe­hte, wundere sie sich. In Hildesheim würden in aller Regel einvernehm­liche Lösungen gefunden, bei den Bürgern und Firmen sei die Baumschutz­satzung fest verankert. Vielleicht sei es nach fast 25 Jahren in Oldenburg an der Zeit, umzudenken. Seitdem habe sich auch hinsichtli­ch des Klimawande­ls viel getan und nicht zuletzt wegen der Fridays-forFuture-Bewegung ein Umdenken stattgefun­den. Der Vortrag soll in einer weiteren Sitzung fortgesetz­t werden.

„Oldenburg ist zwar immer noch eine grüne Stadt, aber in einer wachsenden Stadt und durch verdichtet­es Bauen sind viele Gärten verschwund­en, eine ganze Reihe von stadtbildp­rägenden Baumstrukt­uren nicht mehr vorhanden“, begründete das beratende Ausschussm­itglied Rolf Grösch (Nabu) den Antrag. Auch im öffentlich­en Raum seien immer weniger Bäume zu sehen. Grösch kündigte an, nun einen Antrag zur Einführung einer Baumschutz­satzung zu stellen.

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Klaus-Dietmar Gabbert/dpa Für Naturschüt­zer kein schöner Anblick: Das Thema Baumschutz­satzung steht auf der Tagesordnu­ng.BILD:

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