Nabu stellt Antrag für Baumschutzsatzung
Verwaltungsmitarbeiterin aus Hildesheim berichtet von guten Erfahrungen in ihrer Stadt
Bürgerfelde – Als Mitte der 90er Jahre die Baumschutzsatzung für Oldenburg in Kraft trat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass für deren Gegner der Untergang des Abendlandes drohte, das Ende der Demokratie unmittelbar bevorstand. Die Diskussion darum wurde hoch emotional geführt, die Satzung in einem von den Bürgervereinen, des Vereins Haus- und Grundeigentümerverein, Siedlerbund sowie der CDU unterstützten Bürgerbegehren in einem Entscheid am 1. März 1998 (zeitgleich mit einer Landtagswahl) gekippt.
Zum Antrag des Naturschutzbundes berichtete Martina Bertram dem Umweltausschuss von Erfahrungen aus ihrer Stadt Hildesheim, in der seit 1994 eine Baumschutzsatzung gilt. Und die sind gut, sagte die Leiterin der dortigen Stabsstelle für Grünflächenplanung und -neubau. Ihre Aussage unterfütterte sie mit Zahlen. In der Bevölkerung genieße die Satzung eine große Akzeptanz, in der Verwaltung seien zwei Personen für die Bearbeitung der Anträge zuständig. 30 bis 40 Fälle pro Jahr gebe es, im Schnitt müssten nur zwei Fällungen abgelehnt werden. In den vergangenen zehn Jahren habe es wiederum nur zwei Widersprüche gegen diese Entscheidungen gegeben, eine mündete in einer Klage. Es ging um eine Eibe, die (für die Kinder der Kläger) giftige Beeren trägt. Ein Großteil der Arbeit laufe beratend am Telefon, erklärte sie in einer Videokonferenz weiter, die dann technisch zusammenbrach.
Unsere Redaktion fragte nach. Über die Schreibtische ihrer Stabsstelle gehen alle Bauanträge und Flächennutzungspläne, erklärte Martina Bertram. Für welche Bäume mit welchem Stammumfang Anträge gestellt werden müssten, sei in Hildesheim genau geregelt. Über den Gegenwind, der einer Satzung in Oldenburg entgegenwehte, wundere sie sich. In Hildesheim würden in aller Regel einvernehmliche Lösungen gefunden, bei den Bürgern und Firmen sei die Baumschutzsatzung fest verankert. Vielleicht sei es nach fast 25 Jahren in Oldenburg an der Zeit, umzudenken. Seitdem habe sich auch hinsichtlich des Klimawandels viel getan und nicht zuletzt wegen der Fridays-forFuture-Bewegung ein Umdenken stattgefunden. Der Vortrag soll in einer weiteren Sitzung fortgesetzt werden.
„Oldenburg ist zwar immer noch eine grüne Stadt, aber in einer wachsenden Stadt und durch verdichtetes Bauen sind viele Gärten verschwunden, eine ganze Reihe von stadtbildprägenden Baumstrukturen nicht mehr vorhanden“, begründete das beratende Ausschussmitglied Rolf Grösch (Nabu) den Antrag. Auch im öffentlichen Raum seien immer weniger Bäume zu sehen. Grösch kündigte an, nun einen Antrag zur Einführung einer Baumschutzsatzung zu stellen.