Her mit den Neuen!
Nach dem Rücktritt des Amtsinhabers war für die Mehrheit der 80 Millionen Bundestrainerinnen und -trainer klar, wer die Nachfolge antreten sollte. Nur – der Wunschkandidat wollte nicht.
Ottmar Hitzfeld lehnte es 2004 ab, Nachfolger von Rudi Völler zu werden. Und das, obwohl der weltmännische Hitzfeld damals frei gewesen wäre, er hatte kurz zuvor bei Bayern München aufgehört. So kam Jürgen Klinsmann ins Amt, der zuvor noch nirgendwo als Trainer tätig gewesen war. Schlecht hat es dem deutschen Fußball nicht getan. Im Gegenteil.
Und warum sollte es 2021 nicht wieder so ähnlich laufen? Der begehrte Jürgen Klopp hat bereits „No“gesagt, und so sucht der Deutsche Fußball-Bund anderswo einen Nachfolger für Joachim Löw. Das darf ruhig jemand sein, der noch keine großen Titel auf Clubebene gesammelt hat. Denn die deutsche Nationalmannschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten fraglos große Erfolge hatte, ist noch nie von einem Bundestrainer (oder Teamchef) betreut worden, der zuvor im Vereinsfußball alles abgeräumt hatte. Klar, große Namen wecken große Hoffnungen. Und das Bundestrainer-Amt ist ein exponiertes in Deutschland. Aber es war noch nie das Amt, in dem sich ein über Jahrzehnte höchst erfolgreicher Coach zum Ende der Karriere noch einmal beweisen konnte. Der 2014er-Weltmeister-Trainer Löw hatte vor seinem Wechsel zum DFB (er wurde zunächst Assistent von Klinsmann) auf Vereinsebene zuletzt Austria Wien trainiert. Und war dort im Frühjahr 2004 beurlaubt worden.
Darum sind Marcus Sorg und Stefan Kuntz allemal mögliche und auch gute Kandidaten. Vielleicht kommen auch Ex-Nationalspieler wie Per Mertesacker oder Miroslav Klose demnächst mal ins Spiel. Dass ein vermeintlich Unerfahrener auch Erfolg haben kann, hat die Vergangenheit oft genug gezeigt.
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