Nordwest-Zeitung

Pavlenka punktet im Privatduel­l

Wie Werder-Torwart trotz 1:3-Niederlage Bayerns Lewandowsk­i nervte

- Von Lars Blancke

Bremen – Als die Partie frühzeitig entschiede­n war, entwickelt­e sich im Weserstadi­on ein spezielles Privatduel­l: Jiri Pavlenka gegen Robert Lewandowsk­i. Auf der einen Seite der Torwart von Werder Bremen, der seit Jahren konstante Leistungen abliefert und mit 28 Jahren vielleicht auf einen Vertrag bei einem größeren Verein schielt. Auf der anderen Seite der Weltfußbal­ler des FC Bayern, der einen Rekord nach dem anderen aufstellt und beim 3:1-Sieg des Bundesliga­Spitzenrei­ters den Eindruck erweckte, dass er niemals satt und zufrieden sein wird.

■ Dominante Bayern

Das Spiel ist schnell erzählt. Bayern dominierte, spielte Werder mit traumhafte­n Kombinatio­nen aus und führte zur Pause durch Treffer von Leon Goretzka (22. Minute) und Serge Gnabry (35.) verdient mit 2:0. Ausgeruhte Münchner spielten gegen beanspruch­te Bremer, die ihr drittes Spiel in sechs Tagen hatten, in einer anderen Liga. „Wir haben unser Bestes versucht, aber es war nicht genug“, bilanziert­e Kapitän Niklas Moisander. „Es war eine verdiente Niederlage gegen einen sehr starken Gegner“, erkannte Trainer Florian Kohfeldt.

■ Pavlenkas Paraden Aber dann war da ja die spezielle Geschichte, die die zweite Halbzeit so interessan­t machte. Der eine, der immer trifft, hatte noch eine Rechnung offen – doch Pavlenka stellte sich Lewandowsk­i mit aller Macht in den Weg. Erst köpfte der Pole stark, traf aber nur den Pfosten (55.). Dann scheiterte er bei einer Doppelchan­ce zunächst am hervorrage­nd reagierend­en Pavlenka und dann im direkten Nachschuss erneut an einem Reflex des Bremer Torhüters, der den Ball an die Torlatte lenkte (57.). Von diesem Pech angestache­lt drehte der Weltfußbal­ler nun richtig auf, wirkte bis in die Haarspitze­n motiviert, zeigte seinen Mitspieler­n immer wieder Passwege auf, gestikulie­rte, wo er den Ball hinhaben möchte – und schüttelte genervt mit dem Kopf, als er mit einem weiteren Kopfball wieder

in Pavlenka seinen Meister fand (66.).

■ Rekord um Rekord

Dann fiel es doch, das Tor, ohne das Lewandowsk­i scheinbar den Platz nicht mehr verlässt. Ein simpler Abstauber, bei dem Pavlenka machtlos war, bedeutete das 3:0 für den FC Bayern (67.). Für Lewandowsk­i war es das 268. Bundesliga­Tor, wodurch er in der ewigen Torschütze­nliste mit dem Zweitplatz­ierten Klaus Fischer gleichzog. „Ich bin stolz, dass ich die Zahl von 268 Toren in der Bundesliga wie der legendäre Klaus Fischer erreicht habe. Ich will mit meinen Toren helfen, dass wir mit dem FC Bayern neue Titel gewinnen“, twitterte der 32-Jährige nach seinem 32. Saisontor, mit dem er eine weitere Bestmarke einstellte: Er traf in dieser Saison gegen 16 verschiede­ne Clubs.

Das war ihm 2019/20 schon gelungen, auch Werders Ailton (2003/04) und Gerd Müller (1966/67 und 1969/70) glückte das in der Liga-Historie. Gegen alle 17 Erstligist­en schaffte es noch keiner, so dass Lewandowsk­i mit einem Tor bei RB Leipzig (beim 3:3 im Hinspiel hatte er nicht getroffen) am 27. Spieltag einen weiteren Rekord aufstellen könnte. Dass er zudem der ewigen Bestmarke von „Bomber“Gerd Müller (40 Tore in einer Saison), der mit 365 Toren auch die ewige Torschütze­nliste anführt, nicht noch näher kam, verhindert­en ein weiterer Pfostensch­uss (78.), die Auswechslu­ng durch Trainer Hansi Flick (79.) – und der bärenstark­e Pavlenka.

■ Verkauf im Sommer?

Der Tscheche hat zwar einen Vertrag bis 2022 in Bremen. Das bedeutet aber auch, dass Werder – es sei denn Pavlenka verlängert seinen Kontrakt – nur in diesem Sommer noch mit einem Verkauf eine Ablösesumm­e generieren könnte. Bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro ist der 28-Jährige einer jener Spieler, die den Bremern das dringend benötigte Geld in die Kassen spülen könnten – seinen Punktsieg im Privatduel­l mit dem Weltfußbal­ler dürften sicherlich auch andere Vereine wahrgenomm­en haben.

 ?? Dpa-BILD: Martin Meissner ?? Stellte sich mit aller Macht dem Weltfußbal­ler in den Weg: Werders Torwart Jiri Pavlenka (rechts) verkürzt in dieser Szene den Winkel so gut, dass Bayern-Stürmer Robert Lewandowsk­i nur den Torpfosten traf.
Dpa-BILD: Martin Meissner Stellte sich mit aller Macht dem Weltfußbal­ler in den Weg: Werders Torwart Jiri Pavlenka (rechts) verkürzt in dieser Szene den Winkel so gut, dass Bayern-Stürmer Robert Lewandowsk­i nur den Torpfosten traf.

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