Nordwest-Zeitung

Freudenträ­nen und viel Kritik an Kultur-Lockdown

César-Filmpreise: Tragikomöd­ie von Dupontel räumt ab – Branche fordert Kino-Öffnung

- Von Sabine Glaubitz

Paris – Freudenträ­nen und Kritikrege­n: Beides gab es bei der Vergabe der begehrten französisc­hen César-Filmpreise in diesem Jahr reichlich zu sehen und zu hören. In Corona-Zeiten fand die 46. Zeremonie am Freitagabe­nd zwar ohne Publikum statt, jedoch mit Preisträge­rn und allen Nominierte­n – mit einer Ausnahme: Der Hauptgewin­ner

der Preisverle­ihung fern. Die burleske Tragikomöd­ie „Adieu les cons“(dt. Auf Wiedersehe­n ihr Idioten) von Albert Dupontel räumte mit sieben Trophäen ab, darunter die für den besten Film, Regie und Originaldr­ehbuch.

Der 57-Jährige ist für seine ins Absurde und Burleske gehende Filme bekannt. Bei keiner der César-Preisverga­ben war Dupontel anwesend. Die Begründung gab er 2017 in einer Fernsehsen­dung: Die Césars seien für ihn wie ein Besuch im Louvre, bei dem man sagt, dieser Maler sei besser als der andere. Dieses Urteil mache ihn perplex.

„Rausch“des dänischen Filmregiss­eurs Thomas Vinterberg wurde mit dem César als bester Auslandsfi­lm gewürdigt. Das Drama erzählt die Geschichte von vier befreundet­en Lehrern, die gemeinsam ein Trinkexper­iblieb ment starten. Die Sozialsati­re ist in die Oscar-Vorauswahl für den besten internatio­nalen Film gekommen.

Viele Schauspiel­er, darunter Isabelle Huppert, nahmen das Event zum Anlass, um die Öffnung der Kinosäle zu fordern. Sie sei glücklich hier zu sein und vor rund 150 Menschen zu stehen, sagte die Schauspiel­erin. Das sei heutzutage schon ein beachtlich­es Publikum. Doch jetzt sei es an der Zeit, so schnell wie möglich die Kinos zu öffnen.

In Frankreich sind die Kinosäle, Schauspiel­häuser und Museen wegen der Corona-Krise seit Ende Oktober geschlosse­n. Der Druck der Kulturscha­ffenden auf die französisc­he Regierung wird immer stärker. Seit Tagen werden in Paris, Straßburg und anderen Städten aus Protest Theaterhäu­ser besetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany