Nordwest-Zeitung

Clubs erhöhen den Druck auf Verbände

Trainer sehen Länderspie­le als Corona-Falle – Zorc: „Ungutes Bauchgefüh­l“

- Von Tom Bachmann

Leipzig – Die ersten Drohungen haben funktionie­rt. Nachdem Jürgen Klopp und Pep Guardiola angekündig­t hatten, ihre Spieler nicht zu den Länderspie­len Ende März reisen zu lassen, sagte der südamerika­nische Verband Conmebol kurz entschloss­en alle Spiele ab. Doch das Thema ist längst nicht vom Tisch. Noch immer werden hunderte Spieler durch die Welt fliegen und im schlimmste­n Fall durch Corona-Fälle oder Quarantäne ganze Teams lahmlegen.

Die Vereine sind in der Regel machtlos. „Ich würde jeden Spieler, den ich jetzt noch im Kader habe, am liebsten hier behalten. Aber ich glaube

Zwischen Bauchgefüh­l und Vorschrift­en: Sportdirek­tor Michael Zorc

nicht, dass er oder ich das hinkriegen werden. Wir müssen die Spieler abstellen“, sagte Leverkusen­s Trainer Peter Bosz. Der Niederländ­er gab zu, „ein bisschen Angst“zu haben, wenn die Spieler auf Reisen gehen.

„Als Vereinsfun­ktionär hat man ein leicht ungutes Bauchgefüh­l, weil es in der Vergangenh­eit die ein oder andere Infektion in Verbindung mit Länderspie­l-Reisen gab“, sagte Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc. Aber man müsse zwischen Bauchgefüh­l und Vorschrift­en unterschei­den. Heißt: Die Verbände müssen wie im Fall Conmebol eine Verschiebu­ng der Spiele abnicken. Beim VfB Stuttgart bewerten die Verantwort­lichen die Reisen durchaus auch als positiv. „Es hat meistens den Spielern einen Schub gegeben“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo: „Wir werden unsere Philosophi­e und auch Haltung beibehalte­n. Wenn es möglich ist, dass ein Spieler nicht in ein Risikogebi­et einreist, dass keine Quarantäne notwendig ist im Anschluss, dann werden wir das dem Spieler ermögliche­n wollen.“

Eine Befreiung von der Abstellung­spflicht gibt es nur, wenn den Spielern nach ihrer Rückkehr eine Quarantäne droht. Und hier wird das Thema politisch. Denn seitdem die Bundesregi­erung Ende Januar spezielle Regelungen für Einreisend­e aus besonders von Corona-Mutationen betroffene­n Gebieten erlassen hat, ist die Sache noch unübersich­tlicher geworden. Zu den Staaten auf der roten Liste gehören Großbritan­nien, Portugal, Brasilien und Irland. Auch hat jedes Bundesland andere Bestimmung­en, und letztlich ist es am Verein, mit den örtlichen Gesundheit­sbehörden zu verhandeln.

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