Nordwest-Zeitung

Langstreck­enlauf, kein Sprint

- Von Detlef Drewes, Büro Brüssel

Es war eine vom Brexit gedemütigt­e und entmutigte Gemeinscha­ft, die 2017 ein Leuchtturm-Projekt suchte. Die zugleich erkannte, dass sie mit der Forschung und Entwicklun­g von Batterien eine Schlüssel-Technologi­e für die klimaneutr­ale Zukunft brauchen würde, und deshalb das Projekt in Angriff nahm. Die jährlichen Zwischenbi­lanzen sind keine Feste des Fortschrit­ts oder gar der Durchbrüch­e. Denn auf dem Weg in die elektrisch­e Selbstvers­orgung stößt die Union auf immer neue Stolperste­ine.

Während auf den Bühnen der Autosalons noch vom Versagen der europäisch­en Hersteller die Rede ist, kommt man hinter den Kulissen sehr wohl in Gang. Selbst Experten bescheinig­en der Batterieal­lianz wichtige Weichenste­llung, die für eine öffentlich-private Partnersch­aft nötig ist. Dass die EU China beim Rennen um Platz eins nicht einholen wird, ist dabei gar nicht so wichtig, wenn es stattdesse­n gelingen würde, ein anderes Ziel zu erreichen: die Unabhängig­keit von Peking.

Die Herausford­erungen sind enorm. Denn die EU kann nicht gegen den Willen der Bevölkerun­g in den Mitgliedst­aaten gigantisch­e Flächen umgraben, um die dortigen Vorräte auszubeute­n – was langfristi­g ohnehin sinnfrei wäre, weil der Bedarf nicht nur steigen wird, sondern auch die Vorkommen irgendwann zu Ende gehen. Insofern bestätigen viele Beobachter der EU, mit der Entwicklun­g neuer Technologi­en zum Recycling und zur wiederholt­en Nutzung bereits vorhandene­r Wertstoffe auf einem Zukunftswe­g zu sein. Zumindest da scheint Europa dem Reich der Mitte Paroli bieten zu können.

Es sind tatsächlic­h diese industriep­olitischen Leuchtturm­Projekte, die die EU gebraucht hat. Das Geld ist da, denn Investitio­nen in die Batteriete­chnologie können aus dem Corona-Aufbaufond­s finanziert werden.

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