Börsen weltweit im Höhenrausch
Grund zum Jubel oder gefährliche Überhitzung? – Fragen und Antworten zur Rekordjagd
Frankfurt – Wie entfesselt jagen die Aktienmärkte derzeit nach oben. An vielen Börsen folgt Rekord auf Rekord. Auf rund 32 800 Punkte brachte es das weltweit bekannteste Börsenbarometer – der amerikanische Dow Jones Industrial – mittlerweile. Der deutsche Leitindex Dax notierte vor wenigen Tagen mit rund 14 600 Punkten so hoch wie nie zuvor. Der schwere Wirtschaftseinbruch 2020? Vergessen. Seit dem Corona-Crash vor ziemlich genau zwölf Monaten hat der Dax um drei Viertel zugelegt.
Was treibt den Aktienmarkt genau an
Treibende Kraft des Optimismus sind die Fortschritte bei den Corona-Impfungen. Anleger setzen darauf, dass die Krise bald überwunden ist, keine Lockdowns mehr notwendig sind, sodass die Menschen wieder frei reisen und einkaufen können. Gleichzeitig pum15 pen Notenbanken und Regierungen Billionen in die Wirtschaft, um die finanziellen Folgen der Pandemie zu mildern. Erst vor wenigen Tagen beschlossen die USA ein neues Konjunkturpaket im Umfang von 1,9 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro). Zudem liefert die Billiggeldflut der Notenbanken seit Jahren Treibstoff für den Aktienmarkt.
Wie weit trägt die Aktienrally noch
„Allein am Alter ist noch kein Bullenmarkt gestorben“, lautet ein Spruch unter Börsianern mit Blick auf lange Phasen steigender Kurse. Analyst Christian Kahler von der DZ Bank traut dem Dax bis zum Jahresende einen Anstieg auf 000 Punkte zu. „Die DaxUnternehmen sind sehr gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen“, begründet der Experte seinen Optimismus. Die Gewinne seien wegen der Konjunkturprogramme der Regierungen viel weniger gesunken als in früheren Rezessionen.
Wo liegen die Risiken
Für Kahler ist ein „stabil prognostizierbarer Verlauf der Corona-Pandemie“die Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung. Ein Risiko sieht er in einer denkbaren deutlichen Verschlechterung aufgrund von Virusmutationen.
Abgesehen von einer Verschärfung der Corona-Krise fürchten Investoren vor allem einen überraschenden Inflationsanstieg. Allein die Erwartung einer anziehenden Teuerungsrate hatte Ende Februar und Anfang März vorübergehend für miese Stimmung gesorgt. Denn steigende Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen und Geld insgesamt, was das Wirtschaftswachstum zumindest bremsen kann. Auch werden Alternativen zu Aktien, etwa Anleihen und Tagesoder Festgeld, tendenziell attraktiver.
Was bedeutet all das für (Privat-)Anleger?
Nicht wenige Menschen fürchten, den Börsenzug schon fast verpasst zu haben und noch schnell aufspringen zu müssen. Marktexperte Andreas Büchler von Index-Radar sieht den Dax mittlerweile denn auch zwischen einer solchen „Kaufpanik“und einer Überhitzung. Nach dem steilen Kursanstieg der vergangenen Monate könnte sich also erst einmal Geduld auszahlen.
Während kurzfristig agierende Anleger durchaus erst einmal Kasse machen könnten, lohne es sich für mittelfristig orientierte Investoren möglicherweise dabeizubleiben, sagt Büchler. Schließlich sei der Aufwärtstrend noch intakt. Kurzfristige Rückschläge schließt das aber nicht aus.