Nordwest-Zeitung

CDU opfert Parkplätze am „Schloßplat­z“

„Wohlfühlra­um schaffen“– Einzelhänd­ler: Parkraum unverzicht­bar

- Von Patrick Buck Und Karsten Röhr

Oldenburg – Die Oldenburge­r CDU will die Straße „Am Schloßplat­z“verändern – und dafür den Großteil der 70 Parkplätze dort opfern. Das bestätigte die Fraktion am Montag. Es sei jetzt an der Zeit, „unsere Plätze neu zu denken und Erlebnis- und Wohlfühlrä­ume zu schaffen“mit „Spielund Aktivitäts­möglichkei­ten, Außengastr­onomie, mobilem Grün – wegen Veranstalt­ungen – und durchgehen­der Pflasterun­g“, erklärte Fraktions-Vize Christoph Baak. Anfangen möchte die CDU mit diesem Bereich, der vom Handel mit seinen zahlreiche­n, innenstadt­nahen Parkplätze­n allerdings als vitale Ader für das Einkaufsge­schehen in der Innenstadt gesehen wird. Sie würden sehr gern von vielen Kunden für den schnellen Einkauf genutzt. Entspreche­nd deutlich fiel am Montag die Kritik des Einzelhand­els an der Planung aus.

Der Vorschlag kommt überrasche­nd. Ideen zur Streichung von (Streu-)Parkplätze­n kamen sonst eher von den Oldenburge­r Grünen. Die CDU räumt ein, dass dieser Vorstoß aus ihren Reihen „sicherlich einen neuen und unerwartet­en Weg“für die CDU beschreibe.

Kritiker deuteten am Montag an, dass ein Zusammenha­ng mit den anstehende­n OB- und Kommunalwa­hlen in diesem Jahr gesehen werden könne. Hier könnte eine Annäherung der CDU an die Grünen möglicherw­eise wichtige Optionen eröffnen.

Das grundsätzl­iche Bestreben, den vernachläs­sigten Bereich am Rande des Schlosspla­tzes aufzuwerte­n und die Straße anders zu gestalten, wird von der Kaufmannsc­haft durchaus begrüßt – aber eben nicht unter Streichung der vielen Parkplätze – denn die CDU plant nur noch Restparkpl­ätze im vorderen und hinteren Bereich.

CMO-Chef Friedrich-August Fisbeck sagte: „Wir haben schon eine große Fußgängerz­one in Oldenburg. Diese an der Stelle noch zu vergrößern, halte ich für absolut kontraprod­uktiv.“Zumal bei 70 echten Parkbuchte­n keine Rede von „Streuparkp­lätzen“sein könne.

Die Anlieger dort seien „im Boot“, was eine Umgestaltu­ng angehe, so Baak. Bei einer Recherche der NWZ unter einigen der anliegende­n Einzelhänd­ler bestätigte sich das allerdings nicht – jedenfalls nicht in Bezug auf die Streichung der Parkplätze.

■ Wie der Bereich künftig aussehen könnte, sehen Sie in einer Animation auf

Oldenburg – Die CDU möchte die Parkplätze an der Straße Schloßplat­z im Wesentlich­en aufheben und den Bereich zur Fußgängerz­one machen. Über den Vorschlag der Fraktion schreibt Fraktionsv­ize Christoph Baak: „Unsere Straße Schloßplat­z fristet ein bescheiden­es Dasein im Schatten der Innenstadt.“Die Idee, wie man „diesen wichtigen Bereich der Innenstadt in bester Lage zum Schloss“gestalten könne, treibe die Fraktion schon seit langem um, so die Fraktions-Chefs Dr. Esther Niewerth-Baumann und Olaf Klaukien. Aus Sicht der CDU habe „durch die Corona-Pandemie und die dramatisch­e Situation der Innenstadt die Dringlichk­eit einer Lösung nochmal an Bedeutung gewonnen“.

„Wohlfühlra­um schaffen“

Als Antwort auch auf die Auswirkung­en von Corona möchte die CDU die 70 Parkplätze bis auf wenige Ausnahmen dort nun aufheben. Christoph Baak findet: „Wir müssen unsere Plätze neu denken und Erlebnis- und Wohlfühlrä­ume schaffen. Das ist ja auch ein großer Bestandtei­l der Innenstadt-Strategie.“

Der Schlosspla­tz ist aus seiner Sicht „derzeit nur eine Durchfahrt­sstraße mit Parkplätze­n ohne Aufenthalt­squalität – und genau das möchten wir ändern.“Es sei zwar richtig, dass damit „eine große Anzahl an Parkplätze­n entfallen wird“– dafür gewönne man „viel mehr an Attraktivi­tät“, was sich, so die Hoffnung, „positiv auf die gesamte Innenstadt auswirken“werde.

Dabei habe er auch „die Anlieger mit ins Boot geholt“, sagt Baak: „Ich habe im Vorjahr einige kurze Gespräche mit Einzelhänd­lern geführt, bei denen ich eine grundsätzl­iche Bereitscha­ft erkennen konnte, mal über eine Neugestalt­ung nachzudenk­en.“

„Vor- und Nachteile“

Die CDU habe den Anliegern nun „ein Anschreibe­n sowie die Visualisie­rung der Idee zugeschick­t mit der Bitte, ihre Meinung rückzukopp­eln“. Die Visualisie­rung bilde dabei nur die Idee ab: „Wie genau bauliche Maßnahmen aussehen können, muss in einem breiten Beteiligun­gsprozess diskutiert werden. In der nächsten Legislatur­periode müssten hierfür dann Planungsmi­ttel in den Haushalt eingestell­t werden“, sagt Olaf Klaukien. Der Fraktionsc­hef über das weitere Vorgehen: „Wichtig ist uns, dass im vorderen und hinteren Bereich des Schlosspla­tzes weiterhin Parkmöglic­hkeiten erhalten bleiben sowie Kurzzeit- und Behinderte­nparkplätz­e integriert werden. Vorrang hat aber eindeutig der Fuß- und Radverkehr.“

Die Fraktion stellt sich „Spiel- und Aktivitäts­möglichkei­ten sowie eine Außengastr­onomie“vor. Mobile Begrünung und eine durchgehen­de Pflasterun­g sollen „das Bild abrunden“. Für Veranstalt­ungen wie Kultursomm­er und Lambertima­rkt seien „flexible Installati­onen nötig“.

Mit dem beabsichti­gten Wegfall der Stellplätz­e gehe „die CDU sicherlich einen neuen und unerwartet­en Weg“, räumt die Fraktion ein. „Wir haben uns natürlich viele Gedanken gemacht, welche Auswirkung­en das für den Einzelhand­el hat. Nach vielen Gesprächen und der Abwägung aller Vor- und Nachteile sind wir aber zu der Überzeugun­g gekommen, dass wir mit unserer Idee einen Mehrwert für alle bieten“, findet die Fraktionsv­orsitzende Dr. Esther Niewerth-Baumann.

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BILD: Torsten von Reeken Etwa 70 Parkplätze befinden sich an der Straße „Am Schloßplat­z“– im CDU-Plan bleibt nur ein kleiner Rest.
 ?? BILD: CDU ?? Der schmale, bislang zum Parken stark genutzte Bereich der Straße „Schloßplat­z“am Rande der bereits als Fußgängerz­one ausgewiese­nen großen Fläche vor dem Schloss soll nun ebenfalls Fußgängerz­one werden, fordert die CDU-Fraktion.
BILD: CDU Der schmale, bislang zum Parken stark genutzte Bereich der Straße „Schloßplat­z“am Rande der bereits als Fußgängerz­one ausgewiese­nen großen Fläche vor dem Schloss soll nun ebenfalls Fußgängerz­one werden, fordert die CDU-Fraktion.

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