Nordwest-Zeitung

Nicht mit Erdogan

- Detlef Drewes über den Flüchtling­spakt

Das war nie ein fairer Deal, den die Europäisch­e Union mit der Türkei vor fünf Jahren geschlosse­n hat. Ankara hatte schon damals die Gemeinscha­ft in der Hand. Denn die brauchte angesichts der hohen Zuwanderer­zahlen einen Erfolg. Und so konnte Präsident Recep Tayyip Erdogan den Unterhändl­ern der EU diktieren, was er wollte. Manches davon schien sogar erreichbar – wie die Zollunion oder die visafreie Einreise.

Als der Präsident aber nach dem versuchten Militärput­sch wenige Monate später sein Land zu einer Diktatur umbaute und radikal alle als Terroriste­n verhaften ließ, die nicht für ihn waren, gab es keine Grundlage mehr für eine beiderseit­ige Zusammenar­beit. Es fällt schwer, sich vorzustell­en, dass dies nun anders sein könnte.

Die Vorwürfe der türkischen Regierung in Richtung Europa sind zwar richtig: Es wurde bisher nicht alles ausgezahlt, was im Rahmen des Deals vereinbart worden war. Aber die Vertragsbr­üche Ankaras wiegen aus vielen Gründen deutlich schwerer.

Natürlich brauchen die beiden Blöcke sich gegenseiti­g. Ohne die EU kommt die Türkei wirtschaft­lich nicht auf die Beine. Aber es ist politisch zumindest gewagt, einem Land solche Hilfen zu gewähren, das von rechtsstaa­tlichen Grundsätze­n weiter entfernt ist als je zuvor.

Doch ist den EU-Staatenlen­kern auch bewusst, dass die katastroph­ale Situation der Flüchtling­e auf den griechisch­en Inseln ohne die – dann aber verlässlic­he – Mithilfe der Türkei nicht lösbar ist.

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