Noch Tausende Rechnungen für Rückholaktion offen
67 000 Urlauber vor einem Jahr aus Ausland zurückgeholt – Erst Fünftel der Kosten abkassiert
Berlin – Ein Jahr nach Beginn der größten Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik hat die Regierung mit 17,9 Millionen Euro erst ein Fünftel der Gesamtkosten von den Passagieren abkassiert. Ziel ist es, sich etwa das Doppelte zurückzuholen von den 67000 Deutschen und anderen EU-Bürgern, die wegen der Corona-Krise im Ausland gestrandet waren und von der Regierung nach Hause gebracht wurden.
Bis zum vergangenen Freitag wurden nach Angaben aus
Auswärtigen Amt 34953
Zahlungsbescheide an Passagiere aus Deutschland verschickt, weitere 21000 sollen noch folgen. Die restlichen Passagiere aus anderen EUund Drittstaaten erhalten keinen individuellen Bescheid. Die Bundesregierung will in diesen Fällen an den jeweiligen Heimatstaat herantreten und Rückforderungen geltend machen.
260 Flüge gechartert
Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte die Aktion am 17. März 2020 – an diesem
Mittwoch vor genau einem Jahr – zusammen mit Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften gestartet, nachdem viele Länder kurzfristig Grenzen geschlossen und Flugverbindungen gekappt hatten. Insgesamt wurden etwa 240 000 Reisende zurückgebracht. Die Reiseveranstalter flogen die Touristen, die bei ihnen gebucht hatten, selbst kostenlos aus.
Für Individualreisende und andere Rückkehrwillige charterte das Auswärtige Amt Flugzeuge, die insgesamt 260 Flüge absolvierten und bis Ende April etwa 67 000 Mendem schen aus rund 65 Ländern zurückbrachten.
93,8 Mio. Euro Kosten
Von Juni an wurden die Rückkehrer zur Kasse gebeten. Die Gesamtkosten wurden damals auf 93,8 Millionen Euro geschätzt, knapp 40 Prozent davon sollen die Flugpassagiere selbst übernehmen.
Die Ticketpreise liegen etwa im Bereich günstiger Economy-Tickets für die jeweiligen Regionen. Für Flüge von den Kanarischen Inseln und Nordafrika müssen 200 Euro gezahlt werden, für das südliche
Afrika und die Karibik 500 Euro, Rückkehrer aus Südamerika und Asien müssen 600 Euro zahlen, und wer aus Neuseeland, Australien oder von einer Südseeinsel zurückgeholt wurde, erhält eine Rechnung über 1000 Euro.
Nach Erfahrungen des Auswärtigen Amts werden 80 Prozent der Rechnungen fristgerecht beglichen. Allerdings gibt es auch Passagiere, die sich vor Gericht dagegen wehren. 113 Verfahren laufen derzeit noch. Bislang gibt es in keinem Fall eine inhaltliche Entscheidung. 17 Klagen wurden zurückgezogen.