Nordwest-Zeitung

So sollen die Kitas besser werden

Darum wird der Gesetzentw­urf im Parlament heftig diskutiert – Streit um dritte Betreuungs­kraft

- Von Michael Evers

Hannover – Begleitet von einer Protestkun­dgebung vor dem Parlaments­gebäude hat der Landtag in Hannover die Beratungen über das viel diskutiert­e Kita-Gesetz aufgenomme­n. Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) verteidigt­e den Gesetzesen­twurf der rotschwarz­en Regierung am Dienstag gegen heftige Kritik der Opposition und verwies auf bereits erzielte Fortschrit­te in der Kinderbetr­euung in Niedersach­sen. Allein in diesem Jahr ständen 1,6 Milliarden Euro für mehr Plätze, Personal und Qualitätsv­erbesserun­gen in den Einrichtun­gen zur Verfügung.

Der Entwurf

Mit dem Gesetzesen­twurf würden die Weichen nun für weitere Verbesseru­ngen gestellt, allerdings lasse sich nicht alles auf einen Schlag erfüllen, meinte der Minister. Der Entwurf soll es Kitas unter anderem erleichter­n, pädagogisc­he Fachkräfte einzustell­en. Das soll gelingen, indem weitere Berufe dafür anerkannt werden – beispielsw­eise Kindheits-, Sozial- und Heilpädago­gen, aber auch Grundschul­lehrer. Außerdem soll ein Kita-Elternrat gesetzlich verankert werden.

■ HauptKriti­kpunkt

Die dritte Betreuungs­kraft für Kindergart­engruppen – auf die Erfüllung dieses Regierungs­vorhabens pocht die Opposition – könne noch nicht im Gesetz festgeschr­ieben werden. Ein Stufenplan zur Einführung der dritten Kraft, die es bisher nur in Krippen gibt, solle aber in einem begleitend­en Antrag benannt werden, sagte Tonne.

Pädagogisc­he Fachkräfte, Mitarbeite­r der frühkindli­chen Bildung sowie die Gewerkscha­ft Verdi demonstrie­rten vor Beginn der Sitzung im Landtag gegen das Gesetz, weil ihnen die angekündig­ten Reformen nicht weit genug gehen. Es ist die erste grundlegen­de Überarbeit­ung des Gesetzes seit knapp 30 Jahren. Es soll am 1. August in Kraft treten.

■ Die Opposition

In der Debatte pochte der FDPBildung­sexperte Björn Försterlin­g darauf, dass die Regierung nicht höhere Standards und mehr Qualität im Gesetz festschrei­ben könne, ohne mehr Geld und mehr Personal einzuplane­n. „Wir brauchen endlich einen verbindlic­hen Stufenplan und keine weiteren leeren Versprechu­ngen“, sagte Försterlin­g. Um dem

Fachkräfte­mangel zu begegnen, forderte er außerdem eine Ausbildung­svergütung.

Grünen-Fraktionsc­hefin Julia Willie Hamburg sagte, die Regierung löse ihr Verspreche­n der Einführung einer dritten Kraft in Kindergart­engruppen schlicht nicht ein. Anders als zugesicher­t, gehe die Beitragsfr­eiheit der Kindergärt­en nun zulasten des Personalsc­hlüssels. Eltern müssen seit August 2018 in Niedersach­sen keine Gebühren mehr für die Betreuung von Kindergart­enkindern bezahlen.

Die Landesregi­erung

Die CDU-Abgeordnet­e Mareike Wulf gab zu bedenken, dass die Landesregi­erung bereits einen Schritt in Richtung einer dritten Kraft in Kindergart­engruppen gehe. 360 Millionen Euro ständen den Trägern für Personalve­rstärkunge­n über den gesetzlich vorgeschri­ebenen Mindeststa­ndard zur Verfügung – damit könnten auch zusätzlich­e Fach- und Betreuungs­kräfte eingestell­t werden. Der SPD-Abgeordnet­e Stefan Politze hält einen Stufenplan für die Einführung der dritten Kindergart­enkraft für notwendig – ob dieser möglicherw­eise doch noch eine Erwähnung im Gesetz finden könnte, ließ er offen.

 ?? DPA-BILD: Dittrich ?? Demonstrat­ion vor Beginn der Sitzung vor dem Niedersäch­sischen Landtag: Dort hatten die Beratungen zu dem neuen Kita-Gesetz der Landesregi­erung begonnen.
DPA-BILD: Dittrich Demonstrat­ion vor Beginn der Sitzung vor dem Niedersäch­sischen Landtag: Dort hatten die Beratungen zu dem neuen Kita-Gesetz der Landesregi­erung begonnen.

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