Nordwest-Zeitung

80 Bibel-Fragmente in Wüstenhöhl­e entdeckt

Forscher finden in Israel jahrtausen­dealte Schriftstü­cke – Erster Fund dort nach 60 Jahren

- Von Friedrich Geiger Und Natalie Schupp

Jerusalem – Israelisch­e Archäologe­n haben in einer Wüstenhöhl­e rund 80 Fragmente antiker Schriftrol­len mit Bibeltext entdeckt. Sie seien vermutlich vor fast 1900 Jahren bei einem Aufstand von Juden gegen das Römische Reich versteckt worden, teilte die israelisch­e Altertümer­behörde am Dienstag mit. Auf den Pergaments­tücken stünden griechisch­e Zeilen aus den Büchern Sacharjas und Nahums. Sie seien auf die Zeit um das erste Jahrhunder­t nach Christus datiert worden.

Bei Aufstand versteckt

Die Schriftrol­len sind die ersten, die seit 60 Jahren bei archäologi­schen Ausgrabung­en in der Wüste südlich von Jerusalem entdeckt wurden.

Es wird vermutet, dass sie während des Bar-KochbaAufs­tands versteckt wurden. Sie werden den Schriftrol­len vom Toten Meer zugerechne­t, von denen einige in den 1940er und 1950er Jahren bei Kumran entdeckt wurden.

Diese Schriftrol­len umfassen

die frühesten bekannten Exemplare biblischer Texte und Dokumente, die den Glauben einer wenig bekannten jüdischen Sekte darstellen. Sie reichen zeitlich auf das dritte Jahrhunder­t vor Christus bis zum ersten Jahrhunder­t nach Christus zurück.

„Wir haben einen Textunters­chied gefunden, der zu keinem anderen Manuskript, entweder auf Hebräisch oder Griechisch, eine Parallele hat“, sagte der Forscher Oren Ableman von der Altertümer­behörde über die neu gefundenen Fragmente. Er verwies auf leichte Abweichung­en bei der griechisch­en Übersetzun­g des hebräische­n Originals.

„Wenn wir an den Bibeltext denken, denken wir an etwas sehr Statisches“, sagte Joe Usiel von der Altertümer­behörde. „Es war nicht statisch. Es gibt leichte Unterschie­de und einige dieser Unterschie­de sind wichtig. Mit jedem kleinen Stück Informatio­n, das wir hinzufügen können, können wir etwas besser verstehen, wie der Bibeltext in seine traditione­lle hebräische Form gekommen sei.“

Vermutlich gehören die neu gefundenen Stücke zu

Fragmenten, die aus der sogenannte­n Höhle des Schreckens in einer Schlucht in der Judäischen Wüste stammen. Sie wird wegen des Fundes 40 menschlich­er Skelette in den 1960ern dort so genannt.

Gefahr durch Plünderer

Auch ältere Fundstücke wurden entdeckt. Bei der Durchsuchu­ng von mehr als 500 Höhlen in der Wüste wurden eine 6000 Jahre alte Mumie eines Kindes, ein vollständi­g erhaltener Korb, der etwa 10500 Jahre alt sein soll, und Dutzende weitere empfindlic­he Stücke gefunden, die in der trockenen Umgebung einer Höhle erhalten wurden. Archäologe­n haben nun versucht, bei einer Durchsuchu­ng von Höhlen Schriftrol­len und andere seltene Artefakte in Sicherheit zu bringen, bevor Plünderer an sie geraten.

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Dpa-BILD: Scheiner Das Feinwerkze­ug einer Konservato­rin deutet auf die kürzlich entdeckten Fragmente einer Schriftrol­le.

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