80 Bibel-Fragmente in Wüstenhöhle entdeckt
Forscher finden in Israel jahrtausendealte Schriftstücke – Erster Fund dort nach 60 Jahren
Jerusalem – Israelische Archäologen haben in einer Wüstenhöhle rund 80 Fragmente antiker Schriftrollen mit Bibeltext entdeckt. Sie seien vermutlich vor fast 1900 Jahren bei einem Aufstand von Juden gegen das Römische Reich versteckt worden, teilte die israelische Altertümerbehörde am Dienstag mit. Auf den Pergamentstücken stünden griechische Zeilen aus den Büchern Sacharjas und Nahums. Sie seien auf die Zeit um das erste Jahrhundert nach Christus datiert worden.
Bei Aufstand versteckt
Die Schriftrollen sind die ersten, die seit 60 Jahren bei archäologischen Ausgrabungen in der Wüste südlich von Jerusalem entdeckt wurden.
Es wird vermutet, dass sie während des Bar-KochbaAufstands versteckt wurden. Sie werden den Schriftrollen vom Toten Meer zugerechnet, von denen einige in den 1940er und 1950er Jahren bei Kumran entdeckt wurden.
Diese Schriftrollen umfassen
die frühesten bekannten Exemplare biblischer Texte und Dokumente, die den Glauben einer wenig bekannten jüdischen Sekte darstellen. Sie reichen zeitlich auf das dritte Jahrhundert vor Christus bis zum ersten Jahrhundert nach Christus zurück.
„Wir haben einen Textunterschied gefunden, der zu keinem anderen Manuskript, entweder auf Hebräisch oder Griechisch, eine Parallele hat“, sagte der Forscher Oren Ableman von der Altertümerbehörde über die neu gefundenen Fragmente. Er verwies auf leichte Abweichungen bei der griechischen Übersetzung des hebräischen Originals.
„Wenn wir an den Bibeltext denken, denken wir an etwas sehr Statisches“, sagte Joe Usiel von der Altertümerbehörde. „Es war nicht statisch. Es gibt leichte Unterschiede und einige dieser Unterschiede sind wichtig. Mit jedem kleinen Stück Information, das wir hinzufügen können, können wir etwas besser verstehen, wie der Bibeltext in seine traditionelle hebräische Form gekommen sei.“
Vermutlich gehören die neu gefundenen Stücke zu
Fragmenten, die aus der sogenannten Höhle des Schreckens in einer Schlucht in der Judäischen Wüste stammen. Sie wird wegen des Fundes 40 menschlicher Skelette in den 1960ern dort so genannt.
Gefahr durch Plünderer
Auch ältere Fundstücke wurden entdeckt. Bei der Durchsuchung von mehr als 500 Höhlen in der Wüste wurden eine 6000 Jahre alte Mumie eines Kindes, ein vollständig erhaltener Korb, der etwa 10500 Jahre alt sein soll, und Dutzende weitere empfindliche Stücke gefunden, die in der trockenen Umgebung einer Höhle erhalten wurden. Archäologen haben nun versucht, bei einer Durchsuchung von Höhlen Schriftrollen und andere seltene Artefakte in Sicherheit zu bringen, bevor Plünderer an sie geraten.