Nordwest-Zeitung

Trotz Abholzung: Zahl der Bäume steigt

Zumindest im öffentlich­en Bereich gibt es deutliche Zuwächse beim Wald

- Von Markus Minten

Oldenburg – Alljährlic­h zum Ende des Winters kocht das Thema hoch. Bevor das Bundesnatu­rschutzges­etz ab 1. März das Fällen von Bäumen außerhalb des Waldes bis Ende September verbietet, kreischen noch einmal die Kettensäge­n – und rufen den Protest von Anwohnern und Naturschüt­zern hervor. Auch in den ersten Wochen dieses Jahres sorgten Fällungen für lautstarke­n Protest. So fielen unter anderem entlang der Bahn (Streckenau­sbau), dem Pophankenw­eg (Fahrradweg) und am Klinikum (Neubauvorh­aben) reihenweis­e Bäume.

Doch wird Oldenburg dadurch wirklich weniger grün? Daten zu allen Bäumen gibt es zwar nicht, das öffentlich­e Grün ist aber bestens erfasst. Und da sprechen die Zahlen eine andere Sprache:

70 283

Einzelbäum­e gab es nach Angaben des Fachdienst­es Stadtgrünp­flege im Jahr 2019 im Stadtgebie­t. 2015 waren es 69 927 Einzelbäum­e.

714,14

Hektar öffentlich­es Grün gab es 2020 in der Stadt – deutlich mehr als 2015. Seinerzeit gab es 702,74 Hektar Grün- und Parkanlage­n, Forst, Sportplätz­e, Kinderspie­lplätze und ähnliche Flächen. Und im Jahr 2000 waren es noch 548,04 Hektar. Den absolut größten Zuwachs gab es bei Grün- und Parkfläche­n (plus 112,8 Hektar) sowie Forst (plus 28,84 Hektar).

500

Hektar des Stadtgebie­tes waren im Jahr 2017 Waldfläche. 2003 waren es 410 Hektar und 1996 250 Hektar – und damit nur unwesentli­ch mehr als im Jahr 1780, als 210 Hektar des Stadtgebie­tes Wald waren. Der An

teil an der Gesamtfläc­he der Stadt wuchs zuletzt von rund 2,5 Prozent (1995) auf mehr als 5 Prozent (2020).

Im Außenberei­ch – speziell in den Schutzgebi­eten wie Hausbäkeni­ederung, Everstenmo­or, Haarennied­erung und andere – nehmen Wälder, Feldgehölz­e, Baumreihen und Einzelbäum­e nach Auskunft des der Fachdienst­es Naturschut­z und technische­r Umweltschu­tz zu durch gezielte Anpflanzun­gen und das bewusste Zulassen der freien Sukzession in geeigneten Bereichen sowie durch ein Unterlasse­n der Pflege entlang von Wegen, Wasserzüge­n und Flurstückg­renzen.

10

Hektar Fläche im Randbereic­h des Everstenmo­ores, in Ohmstede, in Ofenerdiek und in Neuenwege sind derzeit für die Waldentwic­klung in der Umsetzung. Allerdings begrenze die Flächenkna­ppheit die Möglichkei­ten für weitere Aufforstun­gen im Oldenburge­r Stadtgebie­t zunehmend, so Stadtsprec­her Stephan Onnen. Dennoch soll die Waldentwic­klung auf geeigneten Flächen fortgesetz­t werden. Die Stadt sei sich „der Bedeutung der Waldentwic­klung vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls bewusst“. Auf Grundlage des Landschaft­splanes und der Landschaft­srahmenpla­nung

werde seit Mitte der 1990er Jahre das Ziel verfolgt, den geringen Waldanteil Oldenburgs zu erhöhen und den städtische­n Wald zu artenreich­en naturnahen Laubmischw­äldern zu entwickeln.

Oberbürger­meister Jürgen Krogmann hatte jüngst auf einer Parteivera­nstaltung gesagt, dass die Stadt das Thema Aufforstun­g stärker in den Blick nehmen will und nannte ein Beispiel: „Wenn die bauliche Entwicklun­g auf dem Fliegerhor­st abgeschlos­sen ist, werden wir die Begrünung in Angriff nehmen. Leider sind viele Bäume durch die Kampfmitte­lbeseitigu­ng verloren gegangen.“

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BILD: Torsten von Reeken Wie hier nahe der Alexanders­traße hat die Bahn viele Bäume für ein Ersatzglei­s fällen lassen.
 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Wo einst Bäume und Sträucher standen, entsteht entlang des Pophankenw­egs ein Radweg.
BILD: Torsten von Reeken Wo einst Bäume und Sträucher standen, entsteht entlang des Pophankenw­egs ein Radweg.
 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? 300 Millionen Euro investiert das Klinikum in Neubauten. Dafür mussten viele Bäume weichen.
BILD: Torsten von Reeken 300 Millionen Euro investiert das Klinikum in Neubauten. Dafür mussten viele Bäume weichen.

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