Nordwest-Zeitung

Der letzter Konstrukte­ur von Pekol

Ulrich Cramer erinnert sich an gemeinsame Entwicklun­gsarbeit an der Alexanders­traße

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Der Name Pekol hat in Oldenburg einen besonderen Klang, er ist Legende, erinnert an längst vergangene Zeiten, als die Pekol-Busse noch durch die heutige Fußgängerz­one rumpelten und ihre rußgeschwä­ngerten Abgaswolke­n in die Luft bliesen. Ein Stück Oldenburge­r Firmengesc­hichte, an der Ulrich Cramer mehr als nur ein Kapitel mitgeschri­eben hat.

86 Jahre alt ist er heute und lebt mit seiner Frau in Ganderkese­e im Landkreis Oldenburg. Der Diplom-Ingenieur ist der letzte noch lebende Konstrukte­ur, der in den 50er Jahren für Theodor Pekol in den Werkstätte­n an der Alexanders­traße gearbeitet hat – auf einem Grundstück, auf dem sich heute der Verbrauche­rmarkt von aktiv&irma befindet.

Cramer sitzt am Steuer des Pekol P1, abgestellt mit anderen historisch­en Pekolbusse­n und -anhängern in einem Hangar auf dem Fliegerhor­st. Die Schaltung wird über einen im Verhältnis zum riesigen Bus winzigen Schaltknüp­pel bedient, der eher mit einem zarten Ast vergleichb­ar ist. Rechts vom Fahrer bedient Cramer die Handbremse, das Gesellenst­ück des Pekol-Lehrlings Jürgen Borggräfe, drückt den Knopf für die Schwenktür­en, die nach außen öffnen. Dieses Pekol-Patent kommt heute noch in den IC-Zügen der Bahn zum Einsatz, weiß Cramer.

Auf Fliegerhor­st

Früh bei Pekol

Er kam als 19-Jähriger am 25. August 1953 als Praktikant für ein Ingenieurs­tudium zu den Oldenburge­r Vorortbahn­en. Zu der Zeit arbeiteten zwei ehemalige Flugzeugko­nstrukteur­e von Focke Wulf, Fritz Henschel und Fritz Martens, für Theodor Pekol an der Konstrukti­on des „Pekol P”, der späteren Kässbohrer Lizenz des „Setra Pekol” kurz SP genannt. Aus dem Praktikum heraus stellte Pekol ihn als

Sammlung: Fritz Hakelberg-Pekol mit seinen Bussen im Hangar auf dem Oldenburge­r Fliegerhor­st

Konstrukte­ur ein. Dort blieb Cramer bis zum Beginn seines Studiums des Flugzeug- und Kraftfahrz­eugbaus in Hamburg. Fritz Henschel und Fritz Martens hatten nach der Lizenzverg­abe an das heute weltweit agierende Unternehme­n Kässbohrer die OVB verlassen und Theo Pekol übertrug dem jungen Ulrich Cramer die Verantwort­ung.

„Bis zu Theodor Pekols Tod am 1. Mai 1958 stand ich in ständigem Kontakt mit ihm. Er übertrug mir die Gespräche mit potenziell­en Interessen­ten

für seine neue Buskonstru­ktion und damit zusammenhä­ngenden Erfindunge­n wie die halbautoma­tische Drucklufts­chaltung und Schwenktür­en. Was typisch für ihn war, er plante auch meine Zukunft“, berichtet Cramer.

Am 7. Juni 1960 machte er sein Examen als Dipl. Ing. in Hamburg. Cramer: „Meine Diplomarbe­it war der ,Pekol P50/55’. Diese Diplomarbe­it

 ?? BILD: Thomas Husmann ?? An alter Wirkungsst­ätte: Ulrich Cramer sitzt am Steuer des P1, es war der erste von Pekol entwickelt­e Bus.
BILD: Thomas Husmann An alter Wirkungsst­ätte: Ulrich Cramer sitzt am Steuer des P1, es war der erste von Pekol entwickelt­e Bus.
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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Sammlung Ulrich Cramer

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