Rücksicht auf Natur und Tiere nehmen
Stellvertretender Hegeringleiter erinnert an Regeln beim Aufenthalt in Wald und Flur
Hat in Baden-Württemberg ausgestellt: Karola Onken aus Ofenerdiek
Tweelbäke/Blankenburg – In Coronazeiten ist der Aufenthalt an der frischen Luft für viele die einzige Möglichkeit, einmal abzuschalten. Zunehmend beklagen Naturfreunde und vor allem auch die Jägerschaft jedoch Auswüchse beim Aufenthalt in Wald und Flur. Es ist nicht selten, dass Motorenlärm aus dem Wald dröhnt, Quadfahrer über die vernässten Wiesen und Waldwege rasen, Motor-Crossfahrer durchs Gebüsch donnern – ohne Rücksicht auf die Tierwelt zu nehmen.
Hunde an die Leine
Sogar auf den Deichen entlang der Hunte gehen Spaziergänger mit ihren Hunden nicht auf den Fahrwegen, sondern direkt auf der Deichkrone, obwohl es ausdrücklich untersagt ist. Für Jäger und Schafhalter sind das Verhaltensweisen, die besonders mit der „Brut- und Setzzeit“vom 1. April bis 15. Juli in den Fokus geraten, meint der stellvertretende Leiter des Hegerings Wüsting Hans-Christ Herzer.
Zum Hegering Wüsting gehören die neun Reviere Blankenburger Mark, Grummersort, Hemmelsberg, Holler Moor, Holle Nord, Lintel-Lemmel, Neuenwege, Oberhausen und Tweelbäke. Herzer hält mit einem Jagd-Kollegen das Revier Oberhausen auf einer Fläche von 760 Hektar in Schuss.
Aus den Revieren würde das gedankenlose Verhalten der Menschen zunehmend beklagt: Das Überqueren von Acker- und Grünflächen mit und ohne Hunde sei an der Tagesordnung, ebenso das Betreten der Schutzdeiche (stets Privatgelände oder Verbandsflächen).
Hunde an die Leine, um Wildtiere zu schützen: Der stellvertretende Leiter des Hegerings in Wüsting, Hans-Christ Herzer, erinnert an die bevorstehende Brut- und Setzzeit vom 1. April bis zum 15. Juli.
Der Ersatzpolder in Holle-Oberhausen: Hunde sind hier nicht erlaubt.
Warum es das Betretungsverbot der Schutz-Deiche mit Hunden gibt, erklärt Sven Scheffler von der Deichschäferei Holle: Hunde gelten als mögliche Parasitenträger. Dadurch
bestehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass lebensbedrohliche Parasiten auf Schafe übertragen werden. Scheffler: „Für die Behandlung gibt es in Deutschland kaum
bis gar keine zugelassenen Medikamente.“Außerdem fürchten Schafe als Fluchttiere die Anwesenheit von Hunden. Besonders im Frühjahr nach der „Lammzeit“werde die Herde beim Anblick von Hunden äußerst unruhig. In manchen Fällen sei das so schlimm, dass Lämmer in der Panik ihre Mutter verlieren.
Herzer zur Situation in der Flur: „Es ist zu beobachten, dass selbst Mountainbiker auf bereits bestellten Feldern auf den sogenannten ,Spritzspuren’ fahren. Über den Zaun wird das Rad einfach gehoben, dann geht es weiter.“Auch Enduro-Fahrer seien in Landschaftsschutzgebieten mit großem Lärm im Gelände unterwegs. Das Kennzeichen
würde zuvor unkenntlich gemacht. Außerdem fänden sich zunehmend wilde Müllablagerungen in den Revierteilen.
Viele nehmen Rücksicht
„Ich möchte aber auch zum Ausdruck bringen, dass sich der Großteil der Freizeitsuchenden in den Revieren regelkonform verhält. Leider gibt es aber Ignoranten, die sich um nichts scheren.“
Das belaste die Tierwelt. Zum Beispiel tragendes weibliches Rehwild oder Feldhasen, die bereits jetzt Junge gesetzt haben. Nicht umsonst sehen die gesetzlichen Regelungen Bußgelder bei Fehlverhalten in der Brut- und Setzzeit vor, so die Jägerschaft in Wüsting.