Durchbruch in „Bio’s Bahnhof“
Auf der Bühne zu Hause: Helen Schneider bei einem Konzert im Theater „First Stage“in Hamburg. Die US-Amerikanerin ist seit Ende der 1970-Jahre mit eigener Musik erfolgreich.
so wie alle Menschen. Manchmal wird man auch durch die äußeren Umstände zur Diva und nicht nur, weil man so geboren wurde.
Hannelore Lay kommt in ein Deutschland, in dem Schwule verfolgt und Nazis nur zögerlich verurteilt werden und in dem man Ausländer skeptisch beurteilt. Wenn sie sagt: „Dieses Land braucht einen neuen Sound“, meint sie dann nur die Musik? Schneider: Wir mussten für Hannelore eine starke Hintergrundgeschichte kreieren. Deutschland spielt für sie als Heimat eine große Rolle. Ich selbst lebe seit 2006 hier. Irgendwann kehrt man in die Heimat zurück, das ist mein Gefühl. Deutschland
Hannelore Schneider)
Lay (Helen
war für Hannelore Lay nicht nur schlimm. Es steht für sie auch für Erfolg. Ihre Zwanziger waren ein sehr prägnanter Moment in ihrem Leben. Sie will das wieder zurückhaben. Es gibt einige sehr schöne, erklärende Szenen, in denen ihre Gefühle für das, was hier auf politischer und menschlicher Ebene passiert,
Helen Schneider
deutlich zum Ausdruck kommen.
1963 waren Sie zehn Jahre alt. Wie sah Ihr damaliges Leben in New York aus? Schneider: Meine Eltern lebten in sehr einfachen Verhältnissen in New York. Ich bin New Yorkerin in der vierten oder fünften Generation.
Mein Vater war ein Wissenschaftler. Durch seine Intelligenz und seine Arbeit hat er schließlich Wohlstand erlangt. Er wollte seine Familie nicht direkt in New York erziehen. Wir haben eine Dreiviertelstunde außerhalb gewohnt, aber wir haben praktisch alles in New York gemacht: Einkäufe, Bibliotheks- und Theaterbesuche.
Mit zehn begann ich allmählich zu erwachen. Meine Familie war relativ konventionell eingestellt. Meine Mutter ist sehr früh gestorben. Sie war sehr künstlerisch veranlagt, aber sie konnte sich nie verwirklichen. Wir haben nie darüber gesprochen, warum sie ihrem musikalischen und malerischen Talent nicht gefolgt ist. Es kam einfach nicht infrage. Sie war mit 19 verheiratet und ihr Mann hat gearbeitet. Sie hat drei Kinder bekommen und sie großgezogen. Ich denke oft darüber nach, was aus ihr hätte werden können.