Nordwest-Zeitung

Gut investiert­e Millionen

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Es geht um die Zukunft des Landes. Wer das, was sich seit der Corona-Pandemie auf dem Ausbildung­smarkt abspielt oder vielmehr nicht, als nebensächl­ich abtut, der täuscht sich fürchterli­ch. Denn es gilt die Binsenweis­heit: Der Azubi von heute ist der Facharbeit­er von Morgen.

Fragt man in der Wirtschaft nach den größten Sorgen, dann konnte man in den vergangene­n Jahren vor allem eines festhalten: Der Mangel an Fachkräfte­n lag ganz vorn in der Hitliste. Daher ist es auch nicht nur eine soziale Verpflicht­ung, wenn die Bundesregi­erung erneut viel Geld in die Hand nimmt, um eine drohende Katastroph­e am Ausbildung­smarkt abzuwenden. Dies allein würde jedoch auch bereits die rund 700 Millionen Euro rechtferti­gen, die der Bund zur Absicherun­g eines ausreichen­den Angebots an Lehrstelle­n gerade in die Hand nimmt.

Die Millionen sind allemal gut investiert. Denn es gibt jungen Menschen, denen Corona gerade den Sprung ins Erwachsene­nleben generell und ins Berufslebe­n im Speziellen vermiest, etwas Zuversicht. Dass diese mitsamt Selbstvert­rauen bei vielen jungen Menschen in der Pandemie gegen Null gesunken ist, darf keinesfall­s hingenomme­n werden.

Hinzu kommen aber eben ganz handfeste wirtschaft­liche Argumente. Wenn bei einem bestehende­n Fachkräfte­mangel in einer sechsstell­igen Höhe – er soll sich bis 2030 auf zwei Millionen belaufen – binnen zwei Jahren auch noch ein Fünftel der Ausbildung­splätze wegen Corona wegzufalle­n droht, dann ist das eine Katastroph­e für den Wirtschaft­sstandort.

Deutschlan­d hinkt nicht nur in der Corona-Krise auch wegen seiner demografis­chen Probleme schon wichtigen Konkurrent­en in der Welt, wie den USA und China, beim Wachstum deutlich hinterher. Staatliche­s Nichtstun im Bereich Ausbildung aber würde diesen Rückstand noch drastisch verschärfe­n. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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