Unfaire Idee
Reisefreiheit ist ein Grundrecht in unserem demokratischen Staat (und der EU). Dieses Grundrecht mag man während einer Pandemie mal – ausnahmsweise – einige Monate einschränken. Mehr aber auch nicht.
Die Reisefreiheit an eine Impfung zu koppeln, verstößt für mich gegen das Grundrecht der Freizügigkeit. Was den Vorstoß mit dem Grünen Pass noch ärgerlicher macht, ist die Tatsache, dass er von Ursula von der Leyen stammt. Sie ist im hohen Maße dafür verantwortlich, dass die EU bisher nicht genug Impfstoff erhalten hat. Sie steht an der Spitze der EU-Kommission, die in Sachen Pandemie-Bekämpfung Fehler um Fehler begangen hat. Und nun will gerade sie Bürger erster und zweiter Klasse schaffen – ein Unding.
Wie soll eigentlich der nächste Urlaub funktionieren, wenn ein Ehepartner (der beispielsweise im Gesundheitswesen arbeitet) geimpft ist, der andere ab bisher keinen Termin erhalten hat? Was ist mit den jungen Menschen, die nach dem Abitur oder Studium mal raus wollen, in der Impfreihenfolge aber ganz am Ende stehen?
Grundsätzlich bin ich ein
Befürworter von Impfungen. Und ja, sobald ich einen Termin bekommen sollte, werde ich mir die Spitze setzen lassen. Das würde ich tun, weil ich vom Nutzen der Impfung überzeugt bin – nicht, um mein Grundrecht auf Reisefreiheit zurückzubekommen. Denn das steht mir ja eigentlich eh zu.
Ist der Grüne Pass erstmal eingeführt, dürfte er schnell um weitere Vor- bzw. Nachteile erweitert werden. Den Restaurantbesuch gibt es dann nur noch für Geimpfte. Ins Konzert oder Kino kommen nur Pass-Besitzer. Das wäre die Impfpflicht durch die Hintertür.
Statt ihre Energie mit solch unsozialen Vorschlägen zu vergeuden, sollte die Kommissionspräsidentin lieber dafür sorgen, dass möglichst schnell jeder EU-Bürger ein Impfangebot erhält.
@ Den Autor erreichen Sie unter Rittner@infoautor.de