Üppige Kunst nach Blüte im Verborgenen
Oldenburger Institution wartet mit Neuerungen auf – Stamm pausiert, Heinze übernimmt
Oldenburg – Ein Luxus zum Heulen: Es mangelt dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg weder an aufregenden Kunstwerken oder spannenden Ausstellungen noch an bahnbrechenden Entdeckungen, geschweige denn an ausreichend Platz, den man ja bieten muss in Pandemie-Zeiten, oder an Besuchern, die ja auch kommen – oder besser gesagt kämen, wenn man sie denn ließe. Rund vier Monate lang war das Landesmuseum wegen Corona geschlossen. Trotzdem kamen 2020 über 50 000 Gäste in die drei Häuser, um ihren Hunger nach Kunst zu stillen. „Für das historisch schwierige Kalenderjahr ist unsere Besucherzahl sensationell“, stellte Museumsdirektor Rainer Stamm fest.
Schau noch drei Wochen
Und so könnte man 2021 die Öffnung der Museen vor rund zehn Tagen als Neustart bejubeln, wenn nicht so wieder dunkle Corona-Wolken am Kultur-Himmel auftauchen würden. „Wir sind sehr glücklich, endlich unsere Sonderausstellungen zeigen zu können“, sagte Stamm. „Die Vier Unvergesslichen – Das russische Zarenhaus und der Oldenburger Hof in der Zeit von Lavater und Tischbein“sind immerhin noch bis 11. April zu sehen, die beachtliche Schau
„Schupmann Collection – Fotografie in Westdeutschland“konnte bis 13. Juni verlängert werden. „Hier sollten Interessierte sich sputen und telefonisch einen Besuchstermin vereinbaren.“Zudem startet an diesem Samstag die „World Press Photo 2020“in ihrer sechsten Auflage.
Und auch wenn die drei Häuser für Besucher lange geschlossen waren, wurde die Zeit vom Museumsteam intensiv und strukturell sinnvoll genutzt. Mit dem Geld des Landes Niedersachsen sowie einiger Unterstützer wurden wichtige Projekte umgesetzt. In Oldenburg war die Umsetzung
der Digitalstrategie nicht nur eine Phrase. Neben Videoführungen und Online-Tutorials konzipierte das Museum mit der Scrollytelling-Website „Palma-Story“ein aufregendes Multimediaformat, das Einblicke in die aufwendigen Restaurierungsarbeiten am Altmeister-Gemälde „Fürbitte der Heiligen“von Jacopo Palma liefert. Ab sofort verfügbar ist die Landesmuseum-App, in der man virtuell durch die historischen Räume des Oldenburger Schlosses wandeln kann.
Wechsel an der Spitze
Die App kann künftig auch Rainer Stamm nutzen, wenn er sich nach seinem Museum sehnt. Der 54-jährige Direktor geht für ein Jahr in Elternzeit und übergibt den Stab an Stellvertreterin Anna Heinze. Sie hatte zuletzt als Kuratorin der Schau „Götter & Helden“auf sich aufmerksam gemacht, an deren Ende nun der Kauf des großformatigen „Prometheus“-Gemäldes aus der Rubens-Werkstatt stand. Die Arbeit und die Freude daran dürften Heinze nicht ausgehen – solange Corona sie lässt.