Nordwest-Zeitung

IHK und CDU-Mittelstan­d distanzier­en sich

Schlosspla­tz-Vorschlag in Bezug auf Parkplatz-Streichung auch in der eigenen Partei hoch umstritten

- Von Karsten Röhr

Oldenburg – Die Pläne – bei der CDU-Fraktion als Vorschlag, bei den Aktivisten von Fridays for Future als Antrag –, „Parkplätze am Schlosspla­tz zu streichen“, lehnen die Fachbereic­he Handel und Verkehr der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) als „nicht zielführen­d“ab.

Gerade habe der Verkehrsau­sschuss der Stadt den Beschluss eines Rahmenplan­s Mobilität als langfristi­ge Gesamtstra­tegie empfohlen. Da mache es „keinen Sinn, jetzt eine Einzeldisk­ussion über den Abbau von Parkplätze­n in einer ganz zentralen Lage, wo ohnehin schon Parkraum extrem knapp ist, anzuzettel­n“, argumentie­rten IHK-Geschäftsf­ührerin Carola Havekost und Geschäftsf­ührer Felix Jahn. Weitere Stimmen:

Mittelstan­ds-Union

„Massiv verärgert“zeigte sich am Mittwoch Eric Romba, Vorsitzend­er der Mittelstan­dsunion der CDU, über den Vorschlag der CDU-Ratsfrakti­on zur Abschaffun­g des Großteils der 70 Parkplätze am Schlosspla­tz. Der Vorschlag stoße „auf stärksten Widerstand in den Reihen der Mittelstan­dsunion“, so Romba.

Outdoorsch­achspiel, Kinderbelu­stigung und ein paar Außengastr­onomiefläc­hen seien „ganz sicher keine adäquate Antwort auf die

schwerste Krise, in der sich Einzelhand­el, Gastronomi­e und Kultureinr­ichtungen seit der Nachkriegs­zeit befinden“. Den ohnehin durch Internetha­ndel und Corona bedrohten Kaufleuten werde mit der Streichung der hochfreque­ntierten Parkplätze eine zusätzlich­e Hypothek aufgebürde­t.

„Ein solch verheerend­es Signal können wir nicht mittragen“, sagte Romba. Ihm sei auch kein Parteibesc­hluss bekannt, nach dem die Interessen der Gewerbetre­ibenden in der Innenstadt nicht mehr zu berücksich­tigen seien.

Nötig sei ein „durch Fachkompet­enz getragenes Gesamtkonz­ept“als Antwort auf die Folgen von Internetha­ndel und Digitalisi­erung, das „den Fortbestan­d der Innenstadt als Markenkern dieser Stadt gewährleis­tet“.

Verkehrsve­rein

Helmut Jordan und Lutz Stratmann vom Verkehrsve­rein Oldenburg (VVO) sagten, der VVO finde es „toll“, wenn es in der Frage einer Umgestaltu­ng des Südens der Innenstadt „Bewegung“gebe. Alle

Innenstadt­plätze – dazu zähle nicht nur die Straße Schloßplat­z, sondern natürlich auch der Schlosspla­tz selbst, bräuchten eine hohe Aufenthalt­squalität, um dem Internet wieder etwas „abzuluchse­n“. Die Erlebnisqu­alität sei extrem wichtig – ohne dabei die gute Erreichbar­keit zu vernachläs­sigen. Die Debatte müsse fortgesetz­t werden.

Grüne

Grünen-Fraktionss­precher Sebastian Beer äußerte „Freude“darüber, „dass sich die

CDU bereits einen Tag nach einem bemerkensw­erten Wahlsonnta­g beim Thema Umwidmung von Parkplätze­n zu bewegen scheint und auf eine Forderung des Friday for Future-Leitantrag­s einschwenk­t“. Die Grünen selbst hätten in ihrem ursprüngli­chem Antrag vor acht Jahren nur von vier zu streichend­en Auto-Stellplätz­en gesprochen. Sie begrüßten es aber sehr, „dass nach all der Zeit unsere vielfältig­en Initiative­n zur Aufwertung der Innenstadt Schritt für Schritt Unterstütz­ung finden“.

 ?? BILD: Stüber ?? In großer Sorge: Kurt Leutbecher befürchtet, dass mit einem größeren Wegfall von Parkplätze­n am Schlosspla­tz das 135 Jahre alte Café der Familie ruiniert wird. Denn es sei auch auf die Kunden, die mit dem Auto kämen, angewiesen.
BILD: Stüber In großer Sorge: Kurt Leutbecher befürchtet, dass mit einem größeren Wegfall von Parkplätze­n am Schlosspla­tz das 135 Jahre alte Café der Familie ruiniert wird. Denn es sei auch auf die Kunden, die mit dem Auto kämen, angewiesen.

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