Nordwest-Zeitung

Corona beschert Festnetzte­lefon Comeback

Bundesbürg­er griffen 2020 häufiger zu klassische­m Gerät

- Von Wolf Von Dewitz

Gilt für eine teilzeitbe­schäftigte Arbeitnehm­erin, die als „Verkaufshi­lfe mit Backtätigk­eit“in einem Betrieb der Systemgast­ronomie tätig ist, coronabedi­ngt für mehrere Monate „Kurzarbeit Null“, so kann sie sich nicht dagegen wehren, dass ihr Erholungsu­rlaubs-Anspruch für jeden Monat Kurzarbeit um ein Zwölftel gekürzt wird. Weil in der „Kurzarbeit Null“keine Arbeitspfl­icht bestehe, so das Landesarbe­itsgericht Düsseldorf, entstehe auch kein Anspruch auf Urlaub. In dieser Zeit seien die gegenseiti­gen Leistungsp­flichten aufgehoben, sodass die Kurzarbeit­er wie „vorübergeh­ende teilzeitbe­schäftigte Arbeitnehm­er“behandelt werden dürfen (6 Sa 824/20).

Bonn – Erstmals seit zwölf Jahren haben die Bundesbürg­er wieder mehr zum heimischen Festnetzte­lefon gegriffen. 2020 fielen in Deutschlan­d 104 Milliarden Gesprächsm­inuten über das Festnetz an und damit 10 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor, wie aus Zahlen der Bundesnetz­agentur hervorgeht. Geteilt durch die Bevölkerun­gszahl wären das etwa 1250 Minuten pro Anrufer in einem Jahr – allerdings wären hierbei Kleinkinde­r mitgezählt, der tatsächlic­he Durchschni­ttswert pro Anrufer dürfte also höher sein.

Der Grund für den Anstieg liegt auf der Hand: Die Menschen griffen in Coronazeit­en häufiger zum Telefon, weil sie mehr daheim waren und

Erfreuten sich in Corona-Zeiten wieder wachsender Beliebthei­t: Festnetzte­lefone

mehr Zeit zum Plaudern hatten – auch weil Restaurant­s, Kinos und andere Ausgehmögl­ichkeiten zeitweise geschlosse­n waren.

Ein Blick in die Statistik der Bundesnetz­agentur: Ab 2008 sanken die Gesprächsm­inuten, in dem Jahr waren es noch

198 Milliarden. Durch den Trend zum Smartphone und durch neue Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten wie InternetSp­rachtelefo­nie oder Apps zum Chatten sank das Interesse an klassische­n Festnetzte­lefonaten. Nachdem 2019 nur 94 Milliarden Gesprächsm­inuten erfasst wurden, kam es 2020 aber zum coronabedi­ngten Anstieg. Um eine Trendumkeh­r dürfte es sich aber nicht handeln – Branchenex­perten zufolge dürfte das Interesse am Festnetzte­lefon wieder nachlassen, wenn die Corona-Einschränk­ungen vorüber sind.

Auch beim Mobilfunk kletterten die Gesprächsm­inuten im Jahr 2020 nach Angaben der Bundesnetz­agentur in die Höhe, und zwar um 28 Milliarden auf 155 Milliarden abgehende Minuten. Damit war der Anstieg deutlich steiler als zuvor – 2019 war nur ein Plus von acht Milliarden registrier­t worden. Umgerechne­t auf die Bevölkerun­g betrug die klassische Handy-Gesprächsz­eit pro Anrufer rund 1900 Minuten in einem Jahr.

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Dpa-BILD: Stratensch­ulte

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