Nordwest-Zeitung

Intime Einblicke in Radziwills Malerseele

„Magie der Stille“in Dangast zu sehen – Landschaft­en und Stillleben aus Privatsamm­lungen

- Von Oliver Schulz

Dangast – Es ist womöglich die persönlich­ste, die intimste Ausstellun­g, die sich mit Franz Radziwills OEuvre befasst. Man könnte wohl sogar sagen, dass die Werke des großen Dangaster Malers nach Hause gekommen sind. „Magie der Stille“heißt die Schau, die vom kommenden Sonntag an im Franz Radziwill Haus an der Sielstraße 3 zu sehen ist.

Zugleich wird die Familienge­schichte weitergesc­hrieben, denn die Ausstellun­g zeigt ausschließ­lich Werke aus Privatbesi­tz, somit Leihgaben, die selten oder noch nie öffentlich gezeigt wurden. Präsentier­t werden rund 30 Gemälde, ergänzt um Aquarelle und Zeichnunge­n, aus den Jahren 1920 bis 1970.

Realität und Abbild

Konstanze Radziwill, die Tochter des Künstlers, und

Kunstwisse­nschaftler­in Birgit Denizel sahen sich als Kuratorinn­en im Vorfeld mit vielfältig­en Eindrücken konfrontie­rt, denn manch malerische

Impression spiegelt die Erinnerung an das Dangaster Zuhause wider. Wer sich die Zuordnung der Stillleben ansieht, bemerkt schnell die

Duplizität der Objekte in der Realität und Abbildung. Hier stehen die echten Krüge als Vorbilder auf der Kommode, dahinter sind deren Abbild auf einem Gemälde zu entdecken.

Kenntnis über Werk

„Diese Ausstellun­g soll einmal mehr zur Erforschun­g seines Werkes beitragen“, stellte Thomas Kossendey, Vorsitzend­er der Franz Radziwill Gesellscha­ft, dazu fest. „Wir fühlen uns in besonderer Weise verpflicht­et, die Kenntnis über sein Werk zu erweitern.“Diese Schau schließt somit eine weitere Lücke, für die Exponate aus Fern und Nah – von Regensburg bis Wilhelmsha­ven – den Weg nach Dangast fanden.

Die „Magie der Stille“war vor allem während der Zwangspaus­e im RadziwillH­aus zu „vernehmen“. Dieser historisch­e Ort der Arbeit und der Muße schluckt die Geräusche der Außenwelt und schafft somit Raum für den inneren Dialog. „Die Gedanken werden durch kein Geschehen, kein Geräusch abgelenkt, Tagträume können ihren Lauf nehmen. Die ausgestell­ten Stillleben und Landschaft­en laden zur Kontemplat­ion ein“, heißt es im begleitend­en Ausstellun­gstext.

Intimität stellen auch die vielen Details her – hier ein Wildblumen­strauß, dort in fein lasierter Krug oder Pinsel und Farbtuben aus dem Atelier.

Nähe durch Details

Im Jahr 1895 an der Unterweser geboren, wuchs Radziwill in Bremen auf und fand 1923 in Dangast seine Wahlheimat. Das von Franz Radziwill selbst gebaute Haus zählt zu den wenigen Künstlerhä­usern, die noch im Originalzu­stand erhalten sind. Seine Bilder am authentisc­hen Ort ihrer Entstehung zu betrachten, ist einzigarti­g.

 ?? BILDer: SVEN ADELAIDE ?? Sehr ähnlich, aber doch nicht gleich: Zum ersten Mal in derselben Ausstellun­g gehängt zu sehen sind Franz Radziwills Gemälde „Spaziergan­g in der Dämmerung“(undatiert/links) und „Die Zeit des Falterflug­s“von 1944.
BILDer: SVEN ADELAIDE Sehr ähnlich, aber doch nicht gleich: Zum ersten Mal in derselben Ausstellun­g gehängt zu sehen sind Franz Radziwills Gemälde „Spaziergan­g in der Dämmerung“(undatiert/links) und „Die Zeit des Falterflug­s“von 1944.
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