Jetzt passt Ertrag zum Aufwand
Warum der VfL Wolfsburg im März 2021 so gut dasteht
Wolfsburg – Solche Schlagzeilen würden sie bei Werder Bremen auch gern über sich lesen. „Der Rendite-König“, schrieb die „Sport Bild“in der vergangenen Woche über Jörg Schmadtke. Der „Kicker“hatte dem Geschäftsführer Sport des nächsten Werder-Gegners VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr, Weserstadion) bereits im Dezember die beste Transferbilanz der laufenden Bundesliga-Saison attestiert.
2018 Umbruch gestartet
Um diese Würdigung richtig einzuordnen, muss man noch einmal bis zum ersten Arbeitstag von Schmadtke und dem im Juli 2018 ebenfalls neu installierten Sportdirektor Marcel Schäfer zurückgehen. Beide übernahmen die sportliche Leitung eines Clubs, der gerade mit dem drittteuersten Kader der Fußball-Bundesliga nur Drittletzter geworden war. Gut zweieinhalb Jahre später passen der finanzielle Aufwand und der sportliche
Erfolg wieder besser zusammen. Denn der VfL hat seine Personalkosten erheblich reduziert und ist in der Tabelle nun trotzdem wieder Dritter – jetzt aber von oben.
Spieler wie Wout Weghorst (kam für 10,5 Millionen Euro), Maxence Lacroix (5 Millionen) oder Ridle Baku (10 Millionen) könnten Schmadtke und Schäfer trotz der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mittlerweile mit großem Gewinn weiterverkaufen, wenn sie es denn wollten. „Wir wollen mit jungen hungrigen Spielern zusammenarbeiten, für die
Wolfsburg noch nicht das Ende der Fahnenstange ist“, sagte Schäfer zur neuen Strategie des VfL. Die „Wölfe“möchten damit zu einer Art Aus- und Weiterbildungsstation für die großen Champions-LeagueClubs werden. Zum Vergleich: Zwischen 2010 und 2018 setzte man noch selbst auf große Namen wie Diego, Julian Draxler oder Mario Gomez.
Mächtiger Konzern hilft
Natürlich verbietet sich ein 1:1-Vergleich zwischen Wolfsburg und Werder, solange der
VfL noch immer einen der höchsten Personaletats der Liga hat und noch mehr von einem sogenannten „Beherrschungsund Gewinnabführungsvertrag“mit dem Mutterkonzern VW profitiert. Der regelt zwar, dass die VfL Wolfsburg Fußball GmbH alle Gewinne an Volkswagen abführen muss, die sie beispielsweise durch den Verkauf von Spielern erwirtschaftet. Umgekehrt werden aber auch alle Verluste der Fußballer ausgeglichen, was gerade in Zeiten einer Pandemie ein enormer Wettbewerbsvorteil ist.
„Trotzdem ist es aber nicht so, dass ich zu VW gehen und sagen kann: ,Ich habe noch zwei super Ideen, die kosten 25 bis 30 Millionen‘ – und dann werden die bezahlt. Auch wir haben uns an kaufmännische Gesetze zu halten“, hatte Schmadtke jüngst im ZDF erklärt.
In Bremen ist der Geschäftsführer am Samstag indes nicht dabei. Der VfL teilte am Donnerstag mit, Schmadtke sei positiv auf das CoronaVirus getestet worden.