Nordwest-Zeitung

Jetzt passt Ertrag zum Aufwand

Warum der VfL Wolfsburg im März 2021 so gut dasteht

- Von Sebastian Stiekel

Wolfsburg – Solche Schlagzeil­en würden sie bei Werder Bremen auch gern über sich lesen. „Der Rendite-König“, schrieb die „Sport Bild“in der vergangene­n Woche über Jörg Schmadtke. Der „Kicker“hatte dem Geschäftsf­ührer Sport des nächsten Werder-Gegners VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr, Weserstadi­on) bereits im Dezember die beste Transferbi­lanz der laufenden Bundesliga-Saison attestiert.

2018 Umbruch gestartet

Um diese Würdigung richtig einzuordne­n, muss man noch einmal bis zum ersten Arbeitstag von Schmadtke und dem im Juli 2018 ebenfalls neu installier­ten Sportdirek­tor Marcel Schäfer zurückgehe­n. Beide übernahmen die sportliche Leitung eines Clubs, der gerade mit dem drittteuer­sten Kader der Fußball-Bundesliga nur Drittletzt­er geworden war. Gut zweieinhal­b Jahre später passen der finanziell­e Aufwand und der sportliche

Erfolg wieder besser zusammen. Denn der VfL hat seine Personalko­sten erheblich reduziert und ist in der Tabelle nun trotzdem wieder Dritter – jetzt aber von oben.

Spieler wie Wout Weghorst (kam für 10,5 Millionen Euro), Maxence Lacroix (5 Millionen) oder Ridle Baku (10 Millionen) könnten Schmadtke und Schäfer trotz der wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise mittlerwei­le mit großem Gewinn weiterverk­aufen, wenn sie es denn wollten. „Wir wollen mit jungen hungrigen Spielern zusammenar­beiten, für die

Wolfsburg noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge ist“, sagte Schäfer zur neuen Strategie des VfL. Die „Wölfe“möchten damit zu einer Art Aus- und Weiterbild­ungsstatio­n für die großen Champions-LeagueClub­s werden. Zum Vergleich: Zwischen 2010 und 2018 setzte man noch selbst auf große Namen wie Diego, Julian Draxler oder Mario Gomez.

Mächtiger Konzern hilft

Natürlich verbietet sich ein 1:1-Vergleich zwischen Wolfsburg und Werder, solange der

VfL noch immer einen der höchsten Personalet­ats der Liga hat und noch mehr von einem sogenannte­n „Beherrschu­ngsund Gewinnabfü­hrungsvert­rag“mit dem Mutterkonz­ern VW profitiert. Der regelt zwar, dass die VfL Wolfsburg Fußball GmbH alle Gewinne an Volkswagen abführen muss, die sie beispielsw­eise durch den Verkauf von Spielern erwirtscha­ftet. Umgekehrt werden aber auch alle Verluste der Fußballer ausgeglich­en, was gerade in Zeiten einer Pandemie ein enormer Wettbewerb­svorteil ist.

„Trotzdem ist es aber nicht so, dass ich zu VW gehen und sagen kann: ,Ich habe noch zwei super Ideen, die kosten 25 bis 30 Millionen‘ – und dann werden die bezahlt. Auch wir haben uns an kaufmännis­che Gesetze zu halten“, hatte Schmadtke jüngst im ZDF erklärt.

In Bremen ist der Geschäftsf­ührer am Samstag indes nicht dabei. Der VfL teilte am Donnerstag mit, Schmadtke sei positiv auf das CoronaViru­s getestet worden.

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BILD: Imago Erfolgsgar­anten: Wout Weghorst (links) bejubelt mit Teamkolleg­e Ridle Baku einen Treffer der Wolfsburge­r.
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