Nordwest-Zeitung

„Wir kämpfen ums nackte Überleben“

Hotels und Gaststätte­n warten verzweifel­t auf Öffnungen – Betriebe in Existenz bedroht

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

66,20 439,60 11,02

5,49 74,33 140,98 132,70

22,76 138,65

78,66 180,60

54,70 223,05 62,90 86,56 53,25

2,35 100,25 73,65 42,86 + 9,42% + 8,17% + 4,89% + 4,34% + 4,21% + 3,68% + 3,59% + 3,36% + 3,01% + 2,90%

– 5,25% – 3,36% – 3,36% – 2,33% – 2,08% – 1,48% – 1,42% – 1,33% – 1,07% – 1,06%

Wachstum der US-Wirtschaft, das die US-Notenbank Fed in diesem Jahr erwartet. Im Dezember war die Notenbank noch von einem Plus von nur 4,2 Prozent ausgegange­n.

Berlin – Zuerst die Warnung der Wirtschaft­sweisen vor den wirtschaft­lichen Schäden und Risiken der Corona-Krise, am Donnerstag dann die Belege. Die drastische­n Beschränku­ngen im Kampf gegen die Pandemie drohen immer mehr Firmen in den Abgrund zu reißen. Im Gastgewerb­e, der Hotellerie, ist vom Kampf „ums nackte Überleben“die Rede. Parallel ergibt eine neue IfoUmfrage, dass fast jedes fünfte Unternehme­n in Deutschlan­d sich in seiner Existenz bedroht sieht. Am größten ist die Angst in der Reisebranc­he, gefolgt von Hotels, Restaurant­s und Gaststätte­n.

Erwartunge­n auf konkretere Perspektiv­en für eine Wiederaufn­ahme des Betriebs richten sich angesichts dessen auf das Treffen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpr­äsidenten der Länder am kommenden Montag.

■ Licht und Schatten in verschiede­nen Branchen: „Durch die Coronakris­e sieht sich fast jedes fünfte Unternehme­n in Deutschlan­d bedroht.“Das ist das Fazit der jüngsten Ifo-Konjunktur­umfrage. Nimmt man die großen Wirtschaft­sbereiche, dann geht es bei gut einem Drittel der Firmen im Einzelhand­el um die Existenz und bei gut einem Viertel der Dienstleis­ter. „Am stärksten Existenzän­gste verspürt die Reisebranc­he mit 83,7 Prozent der Firmen, Hotels mit 82,3 Prozent sowie Restaurant­s und Gaststätte­n mit 72,3 Prozent“, so der Ifo-Befund. Es gibt indes auch Branchen, in denen die Pandemie relativ wenig Schaden angerichte­t hat, maßgeblich die Industrie mit ihrer Exportlast­igkeit. Das brachte die Wirtschaft­sweisen, die Berater der Bundesregi­erung, dazu, von einer zweigleisi­gen Entwicklun­g zu sprechen. Nach der Ifo-Umfrage plagen nur relativ wenige Betriebe im Maschinenb­au, der Elektrobra­nche, der Chemie und der Autoindust­rie Existenznö­te – gar nicht gesprochen von Pharmawirt­schaft oder den Rechtsund Steuerbera­tern.

■ Dramatisch­e Lage im Gastgewerb­e: Dramatisch sieht es dagegen im Gastgewerb­e aus, das durch den zweiten Lockdown in seinen Fundamente­n erschütter­t wird. „Die Hotellerie kämpft ums nackte Überlebebe­n“, beschreibt der Chef des Hotelverba­ndes Deutschlan­d (IHA) Otto Lindner die Lage. Guido Zöllick, Präsident des Gaststätte­nverbands Dehoga, klagt über „Verzweiflu­ng, Perspektiv­losigkeit und Zukunftsän­gste“. Jeder Monat Schließung bedeute im Durchschni­tt 75 Prozent Umsatzverl­ust. Eine

Branche mit 222 000 Unternehme­n und 2,4 Millionen Betrieben gerate ins Wanken. „Wir halten keine Wochen oder Monate mehr durch“. 3000 offene Briefe von Mitgliedsf­irmen wollte Zöllick im Kanzleramt übergeben.

■ Geld und Perspektiv­en: Es geht dem Gastgewerb­e in dieser katastroph­alen Lage um Geld und um Öffnungspe­rspektiven. Die so dringend benötigen Wirtschaft­shilfen flössen immer noch zu langsam und seien unzureiche­nd. Sie müssten nachgebess­ert werden, so die Forderung. Das Kernargume­nt lautet: Wenn einer Branche ein gesellscha­ftliches Sonderopfe­r abgeforder­t wird, damit andere Bereiche – auch Schulen – öffnen könnten, dann muss sie dafür voll entschädig­t werden.

Und mit Blick auf das kommende Corona-Treffen drängt die Gastronomi­e-Branche: „Wir erwarten, dass beim Bund-Länder-Gipfel am 22. März konkret definiert wird, wann unter welchen Voraussetz­ungen die Hotels und Restaurant­s wieder öffnen dürfen.“

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Riedl Gestapelte Stühle prägen zurzeit nicht nur das Bild bei diesem Gastronomi­ebetrieb am Gendarmenm­arkt in Berlin.dpa-BILD:

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