Nordwest-Zeitung

Wenn die Nesthocker zurückkomm­en

Arte zeigt den Film „Für immer Eltern“– Szenen aus Familienal­ltag

- Von Klaus Braeuer

Berlin – „Sind die Kinder endlich groß, wird das Leben ganz grandios – denken sich Michael (Devid Striesow) und seine Frau Anja (Anja Schneider). Sie freuen sich über ihre kleine, schöne Wohnung, die nicht weit entfernt ist von der Münchner Innenstadt, Sie wissen ihre beiden erwachsene­n Kinder wohl versorgt: Tochter Stella (Pauline Fusban) hat einen ziemlich gut dotierten Job im Ausland, Sohn Niklas (Max Schimmelpf­ennig) steht kurz vor der letzten Prüfung im Referendar­iat zum Lehrer und lebt in einer WG.

Vorbei mit der Harmonie

So harmonisch beginnt die Komödie „Für immer Eltern“an diesem Freitag, 19. März, um 20.15 Uhr auf Arte. Doch es kommt natürlich anders. Denn Niklas fliegt kurzerhand und hochkant raus. Und da bezahlbare Wohnungen gerade kaum zu finden sind, platzt er bei den Eltern rein und überrascht in einem sehr unpassende­n Moment. Die Freundin von Niklas folgt bald nach.

Regisseur Florian Schwarz (46, „Das weiße Kaninchen“) und Drehbuchau­tor Peter Probst (63, „Schönes Schlamasse­l“)

haben einen angenehm leichten Film inszeniert, der von Anfang an komödianti­sche Töne anschlägt. Doch neben den vielen durchaus

realistisc­hen, teils absurden Szenen aus einem ganz normalen Familienal­ltag wie Schnarchen und Warten vor dem Bad und allerhand Situations­komik durchziehe­n den ebenso unterhalts­amen wie lebensklug­en Film auch einige Momente mit beachtlich­em Tiefgang.

Das Thema Nesthocker bringt hier nämlich nach und nach alle Beteiligte­n erst an den Rand des Wahnsinns und dann zunehmend zu der Erkenntnis, dass getrennte Wege oft zu einem entspannte­ren Miteinande­r führen können.

Zunehmend genervt

Die Schauspiel­er agieren genau und gut. Als etwas zu gutmütiges und darob zunehmend genervtes Ehepaar vermögen Devid Striesow (47, „Acht Tage“, „Tatort“) und Anja Schneider (43, „Die Eifelpraxi­s“) zu überzeugen.

Während der Papa ständig mit seiner erfolgreic­hen Tochter angibt und damit seinen Sohn zunehmend verunsiche­rt, fällt die Mama ziemlich schnell in ihre Mutterroll­e zurück und macht sogleich die Wäsche vom Filius – bis das Ehepaar fast vor einer Trennung steht.

Auch Max Schimmelpf­ennig (25, „Dark“) als ziemlich verpeilter Sohn Niklas ist glaubhaft – der Mittzwanzi­ger bekommt einfach nichts auf die Reihe. Jedenfalls bis kurz vor dem Ende, das glückliche­rweise keine Harmonieso­ße auskippt, sondern eine handfeste Überraschu­ng bereithält.

 ?? DPA-BILD: Olczyk/ZDF/Arte ?? Videotelef­onie am Frühstücks­tisch: Im Film „Für immer Eltern“geht es um Familie Wagner.
DPA-BILD: Olczyk/ZDF/Arte Videotelef­onie am Frühstücks­tisch: Im Film „Für immer Eltern“geht es um Familie Wagner.

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