Nordwest-Zeitung

Keine leichte Aufgabe

- Detlef Drewes über die Wahl im Nachbarlan­d.

Mark Rutte ist nicht der strahlende niederländ­ische Premier, als der er aufgrund der Wahlen vom Mittwoch erscheinen mag. Aber der Rechtslibe­rale, der bald seine vierte Amtszeit antritt, verkörpert für viele seiner Landsleute so etwas wie den Fels in der Brandung, aber auf eine ganz und gar andere Weise, als dies im Ausland wahrgenomm­en wird. „TeflonMark“lautet sein Spitzname in Anspielung darauf, dass an ihm nichts hängen bleibt und er mit allen politische­n Seiten arbeiten kann. Die Niederland­e leben ihre politische Toleranz im Verzicht auf eine FünfProzen­t-Hürde und in der Konsequenz mit einem Parlament, in dem nunmehr 17 Parteien vertreten sind. Das zwingt jedem Regierungs­chef die Rolle eines Dompteurs auf, weil er ein Kabinett bilden muss, das möglichst viele Strömungen vereinigt. Rutte hat das bisher tatsächlic­h gut geschafft und sich zugleich als ruhender Pol in der Brandung der Pandemie erwiesen, obwohl das Land keineswegs alles richtig gemacht hat und am Jahresanfa­ng tagelang in nächtliche­n Krawallen untergegan­gen ist. Doch nun folgt die Kür. Rutte muss eine Regierung bilden, die die erstarkten Flügel zumindest einbindet, ohne ihren extremen Forderunge­n nachzugebe­n. Er braucht eine starke Mehrheit, um die Nach-Corona-Zeit zu bestehen, denn die hat unseren Nachbarn tiefe Wunden geschlagen und vor allem soziale Probleme dramatisch verschärft. Das wird den Politiker, der in den vergangene­n Jahren den Sozialstaa­t entzaubert und auf Eigenveran­twortung gesetzt hat, sehr fordern.

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