Nordwest-Zeitung

Für Jamaika unbrauchba­r

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Die SPD hat ihr Wahlprogra­mm schon vorgelegt, die Grünen haben nun nachgezoge­n. Die Unionspart­eien geraten damit noch stärker unter Druck, als sie es ohnehin schon sind. Es kann kein Fehler sein, den Wählern frühzeitig vor einer so wichtigen Wahl wie der im September klarzumach­en, was man konkret vorhat und was nicht.

Jedoch: Man sollte das nicht überbewert­en. Denn alle Erfahrung zeigt, dass sich das Wahlvolk weniger an sperrigen Programmen orientiert – bei den Grünen umfasst das vorgelegte Werk satte 135 Seiten – als an den Figuren an der Spitze, daran, was die vermitteln, was sie ausstrahle­n. Dennoch sind solche inhaltlich­en Zielvorgab­en wertvoll. Sie zeigen Richtungen auf, geben Fingerzeig­e in Hinblick auf später mögliche oder auch unwahrsche­inliche Regierungs­bündnisse.

Schaut man sich so das Wahlprogra­mm der Grünen an, beschleich­en einen tiefe Zweifel, ob die über Monate prominent diskutiert­e Option Schwarz/Grün überhaupt zustandeko­mmen kann. Steuererhö­hungen, dauerhafte­s Schuldenma­chen des Staates, eine Lockerung der Schuldenbr­emse, dazu ein erweiterte­s Mandat für die Europäisch­e Zentralban­k, noch schärfere Vorgaben in der Klimapolit­ik und mehr Umverteilu­ng: Bei vielen in der Union wird das nur Allergien auslösen. Auch in der FDP dürfte vieles davon auf massive Abwehrreak­tionen treffen – das zum Thema Ampel-Koalition.

Dagegen lässt so manches in dem Grünen-Programm Raum für Rot/Rot/Grün oder auch Grün/Rot/Rot. Ob dafür allerdings die Stimmen reichen, bleibt fraglich. Am Ende werden also weniger Programme als mehr die Konsensber­eitschaft ihrer Verhandler wichtig sein. Darüber jedoch hat man noch keinerlei Aufschluss erhalten und das wird auch im Vorfeld nicht geschehen. Das lässt sich erst beurteilen, wenn verhandelt wird. Bis dahin kann man darüber nur spekuliere­n.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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