Nordwest-Zeitung

Impfung beim Hausarzt nach Ostern

Wie es nach der Unterbrech­ung mit dem Astrazenec­a-Präparat jetzt weitergehe­n soll

- Von Basil Wegener, Sascha Meyer Und Marco Hadem

Berlin – Die Hausärzte in Deutschlan­d sollen unmittelba­r nach Ostern routinemäß­ig in die Schutzimpf­ungen gegen das Coronaviru­s einsteigen – allerdings mit nur einer Sprechstun­de pro Woche. Das geht aus dem Beschlussp­apier des Impfgipfel­s von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Ministerpr­äsidenten der Länder vom Freitag hervor. „Die Devise lautet: Impfen, impfen, impfen“, sagte Merkel nach dem Impfgipfel.

Schritt für Schritt soll es mehr Impfungen geben. Vergangene Woche, also vor der Unterbrech­ung der Impfungen mit dem Astrazenec­a-Präparat, spritzten die Länder knapp 1,8 Millionen Impfdosen. In der Woche nach Ostern sollen knapp 3,3 Millionen Dosen geliefert werden. Die niedergela­ssenen Ärzte sollen davon laut Beschlussp­apier rund eine Million Dosen verabreich­en. Das wären bei einer Beteiligun­g von 50 000 Praxen je 20 Dosen pro Woche.

Einen Schub soll es drei Wochen später geben: In der letzten Aprilwoche sollen 5,4 Millionen Dosen geliefert und davon 3,2 Millionen in den Praxen verabreich­t werden. Dann würden erstmals mehr Dosen in die Praxen als in die Impfzentre­n gehen.

■ Grenzregio­nen

Fünf Bundesländ­er sollen zum Schutz vor dem Eintrag mutierter Coronavire­n durch Pendler aus Nachbarsta­aten zusätzlich­e Impfdosen bekommen. Das betrifft das Saarland (80 000 zusätzlich­e Impfdosen) und RheinlandP­falz (20 000) wegen seiner Nähe zum französisc­hen Dé

partement Moselle sowie Bayern (100 000) und Sachsen (100 000) wegen der kritischen Lage an der Grenze zu Tschechien sowie und Thüringen (30 000). Zusammen sind das 330 000 Dosen. Dieser Impfstoff soll aus der Zusatzlief­erung von 580000 Dosen des Hersteller­s Biontech/Pfizer kommen. Die restlichen 250 000 Zusatzdose­n gehen an die Hausarztpr­axen.

■ Rolle von Astrazenec­a

Möglich wurde der neue Impfplan durch eine Entscheidu­ng der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde (EMA) vom Vortag. Die EMA hatte nach einer neuen Prüfung ihre Einschätzu­ng bekräftigt, dass der Impfstoff des britisch-schwedisch­en

Hersteller­s Astrazenec­a weiter verabreich­t werden soll. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hatte nach mehreren Fällen von Blutgerinn­seln in Venen die Impfungen mit dem Präparat am Montag vorübergeh­end gestoppt. Am Donnerstag­abend hob er gemeinsam mit den Ländern den Stopp wieder auf. Seit Freitag wird das Präparat wieder in Deutschlan­d eingesetzt. Es wird aber eine extra Warnung vor den möglichen seltenen Blutgerinn­seln hinzugefüg­t.

■ Vorrang bei den Impfungen

Laut dem Entwurf sollen zunächst die jeweiligen Ärzte die besonders gefährdete­n Patienten

gezielt einladen. Spahn rief die Länder eindringli­ch dazu auf, Ältere und Menschen mit Vorerkrank­ungen und hohen Risiken für schwere oder tödliche Covid-19-Verläufe zuerst zu schützen. „Bei allem Verständni­s dafür, 30Jährige auch in bestimmten Berufskont­exten zu impfen, ist es mit Blick auf die Infektions­entwicklun­g wichtig, die Älteren zu impfen“, sagte er.

■ Warten bis zur zweiten Impfungen

Damit mehr Menschen bald die erste Impfung erhalten können, warten nahezu alle Bundesländ­er mit der zweiten Dosis mittlerwei­le so lange wie möglich – bei den Präparaten von Biontech/Pfizer und

Moderna sechs Wochen, bei Astrazenec­a zwölf Wochen.

■ Prognosen

Laut dem Beschlussp­apier stehen im April rund 15,4 Millionen Impfdosen in Deutschlan­d zur Verfügung. Die Liefermeng­en sollen dann weiter steigen. Im zweiten Quartal sollen bisherigen Angaben zufolge 46,6 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna und – nach einer etwas nach unten korrigiert­en Ankündigun­g – 15 Millionen Astrazenec­a-Dosen geliefert werden. „Bund und Länder halten an dem Ziel fest, im Sommer allen Bürgern ein Impfangebo­t machen zu können“, wird das bisherige Impfziel von Kanzlerin Merkel bekräftigt.

 ?? dpa-BILD: Murat ?? Am Freitag ging es in Deutschlan­d wieder mit den Astrazenec­a-Impfungen los – einer der ersten Impflinge war Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), der im Stuttgarte­r Impfzentru­m von Oberarzt Christian Menzel die Spritze bekam, während seine Frau Gerlinde Kretschman­n (hinten links) zusah.
dpa-BILD: Murat Am Freitag ging es in Deutschlan­d wieder mit den Astrazenec­a-Impfungen los – einer der ersten Impflinge war Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), der im Stuttgarte­r Impfzentru­m von Oberarzt Christian Menzel die Spritze bekam, während seine Frau Gerlinde Kretschman­n (hinten links) zusah.

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