Nordwest-Zeitung

Enttäuscht über Hin und Her der Politik

Erst sollte es für Kita-Personal zentral Termine geben, plötzlich muss es sich selber kümmern

- Von Markus Minten

Oldenburg Heike Ahlers ist enttäuscht. Enttäuscht von der Politik. Wieder einmal. Die Leiterin der Johanniter-Kindertage­sstätte (Kita) Adenaueral­lee hat mit ihren Kolleginne­n und Kollegen auch in anderen Einrichtun­gen ein Jahr Corona-Pandemie hinter sich – ein Jahr mit Notbetrieb, mit verunsiche­rten Eltern, mit der Auflösung von Notbetrieb und Rückkehr zum eingeschrä­nkten Regelbetri­eb. „Für die einzelnen Erzieherin­nen ist das die Höchststra­fe“,

– sagt sie und meint damit die gemeinsame Betreuung aller Kinder in Pandemieze­iten. „Wir arbeiten in Kitas und Krippen. Die Kinder sind ohne Mundschutz, halten keinen Abstand und brauchen oft unsere körperlich­e Nähe. Ich finde den Umgang mit uns Erzieherin­nen und Erziehern einen Hohn.“

Jetzt noch die unzureiche­nde Novelle des Kita-Gesetzes und eine weitere „Rolle rückwärts“der Politik sind für sie und viele andere Erzieherin­nen und Erzieher, für pädagogisc­he Fachkräfte und Co. endgültig zu viel. „Bis Freitag sollten wir alle impfwillig­en Erzieher und Erzieherin­nen bei der Stadt Oldenburg melden“, schildert sie die Planungen für das Impfen der Berufsgrup­pe. In der Zwischenze­it sollte kein Termin bei dem Impfzentru­m gemacht werden. „Alle haben sich brav daran gehalten.“

Dann kam Anfang der Woche eine Mail, dass die Impfstrate­gie geändert wurde und sich die Erzieher nun doch selber um Termine bemühen müssen. „Wir haben 14 Tage vertan, in der Zeit hätten wir uns bereits um Termine bemühen können. Jetzt stellen wir uns hinten an“, schildert Ahlers den Unmut.

Ja, die Impfstrate­gie sei geändert worden und zwar auf Veranlassu­ng des Landes, bestätigt die Stadt. Und die hat Kitas – städtische sowie solche in anderer Trägerscha­ft – sowie Grund- und Förderschu­len darüber auch informiert. Die Konsequenz: Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r – in Oldenburg immerhin rund 2000 Beschäftig­te – müssen sich jetzt selbst um einen Impftermin kümmern über die entspreche­nde Internetse­ite des

Landes. Immerhin wolle das Land in Kürze auch Gruppenanm­eldungen ermögliche­n – aus Sicht der Stadt sinnvoll. Die Terminverg­abe erfolgt durch das Land.

Auch für die Stadt ist die Umstellung nicht von Vorteil, fehlt ihr doch der direkte Überblick über die Zahl der impfwillig­en Erzieherin­nen und Erzieher. Sie geht allerdings von einer hohen Impfbereit­schaft aus, die etwa im Bereich der Pflegekräf­te liegen dürfte – „also jenseits der 70 Prozent, eventuell deutlich mehr“.

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