Enttäuscht über Hin und Her der Politik
Erst sollte es für Kita-Personal zentral Termine geben, plötzlich muss es sich selber kümmern
Oldenburg Heike Ahlers ist enttäuscht. Enttäuscht von der Politik. Wieder einmal. Die Leiterin der Johanniter-Kindertagesstätte (Kita) Adenauerallee hat mit ihren Kolleginnen und Kollegen auch in anderen Einrichtungen ein Jahr Corona-Pandemie hinter sich – ein Jahr mit Notbetrieb, mit verunsicherten Eltern, mit der Auflösung von Notbetrieb und Rückkehr zum eingeschränkten Regelbetrieb. „Für die einzelnen Erzieherinnen ist das die Höchststrafe“,
– sagt sie und meint damit die gemeinsame Betreuung aller Kinder in Pandemiezeiten. „Wir arbeiten in Kitas und Krippen. Die Kinder sind ohne Mundschutz, halten keinen Abstand und brauchen oft unsere körperliche Nähe. Ich finde den Umgang mit uns Erzieherinnen und Erziehern einen Hohn.“
Jetzt noch die unzureichende Novelle des Kita-Gesetzes und eine weitere „Rolle rückwärts“der Politik sind für sie und viele andere Erzieherinnen und Erzieher, für pädagogische Fachkräfte und Co. endgültig zu viel. „Bis Freitag sollten wir alle impfwilligen Erzieher und Erzieherinnen bei der Stadt Oldenburg melden“, schildert sie die Planungen für das Impfen der Berufsgruppe. In der Zwischenzeit sollte kein Termin bei dem Impfzentrum gemacht werden. „Alle haben sich brav daran gehalten.“
Dann kam Anfang der Woche eine Mail, dass die Impfstrategie geändert wurde und sich die Erzieher nun doch selber um Termine bemühen müssen. „Wir haben 14 Tage vertan, in der Zeit hätten wir uns bereits um Termine bemühen können. Jetzt stellen wir uns hinten an“, schildert Ahlers den Unmut.
Ja, die Impfstrategie sei geändert worden und zwar auf Veranlassung des Landes, bestätigt die Stadt. Und die hat Kitas – städtische sowie solche in anderer Trägerschaft – sowie Grund- und Förderschulen darüber auch informiert. Die Konsequenz: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in Oldenburg immerhin rund 2000 Beschäftigte – müssen sich jetzt selbst um einen Impftermin kümmern über die entsprechende Internetseite des
Landes. Immerhin wolle das Land in Kürze auch Gruppenanmeldungen ermöglichen – aus Sicht der Stadt sinnvoll. Die Terminvergabe erfolgt durch das Land.
Auch für die Stadt ist die Umstellung nicht von Vorteil, fehlt ihr doch der direkte Überblick über die Zahl der impfwilligen Erzieherinnen und Erzieher. Sie geht allerdings von einer hohen Impfbereitschaft aus, die etwa im Bereich der Pflegekräfte liegen dürfte – „also jenseits der 70 Prozent, eventuell deutlich mehr“.