Coronakrise und Klimakrise im Fokus
Kemfert gibt Impuls
Oldenburg – Gleich zwei große Krisen standen am Freitag im Mittelpunkt beim erstmals digital stattfindenden Tag der ökonomischen Bildung in Oldenburg: die Klimakrise und die Coronakrise. Kajo Burkard, Vorsitzender des veranstaltenden Verbands Vöbas, betonte vor den den knapp 200 Teilnehmern, dass sich auch der Wirtschaftsunterricht mit den Auswirkungen dieser beiden große Krisen befassen sollte.
Während es in sechs Workshops am Nachmittag u.a. darum ging, mit welchen Unterrichtsideen Corona- und Klimakrise angegangen werden können, standen zuvor inhaltliche Impulse von namhaften Experten im Fokus – von Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Institut DIW (Berlin) und von Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW/Köln).
■
Claudia Kemfert
Die in Delmenhorst geborene Wirtschaftswissenschaftlerin machte deutlich, dass Deutschland sich klimapolitisch „nicht ausruhen“dürfe, selbst wenn man – auch wegen der Effekte durch die Corona-Krise – die Klimaziele für 2020 nun doch noch erreicht habe. Nötig sei vielmehr eine Stärkung der Energiewende.
Da der Bedarf an (grünem) Strom noch steigen werde – Stichwort E-Mobilität – „müssen wir sehr viel schneller vor allem Solar-, aber auch Windenergie ausbauen“, meinte die Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Universität Lüneburg. Ein Energiesystem mit 100 Prozent erneuerbaren Energien sei „technisch machbar und ökonomisch effizient“betonte Kemfert. Was dagegen oftmals fehle, sei der „politische Wille“.
■
Michael Hüther
Der Wirtschaftsforscher zeigte Veränderungen und Handlungsbedarfe durch die Corona-Krise auf. „Die Industriepolitik hat einen Schub bekommen“, so Hüther mit Blick auf Digitalisierung und Klimawandel. In Sachen Fiskalpolitik mahnte er eine Reform der Schuldenbremse an. „Die Schwarze Null ist tot“, sagte er. Sie mache keinen Sinn, wenn der Zinssatz kleiner sei als das Wirtschaftswachstum.
Zudem habe die CoronaKrise, etwa in der Bildungsund Gesundheitspolitik, gezeigt, wie föderale Strukturen und Bürokratie klare Entscheidungen erschwerten. Aufgrund der „Dualität der Verantwortung“sei Deutschland teils „nicht krisenmanagementfähig“, so Hüther. „Es ist gruselig, was in diesem Land nicht entschieden wird.“