Mehr Lastwagen, weniger Güterzüge
Ist das Ziel von 25 Prozent Schienenanteil am gesamten Güterverkehr bis 2030 noch haltbar?
Berlin – Der Marktanteil des Schienengüterverkehrs in Deutschland ist in der CoronaKrise zurückgegangen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag hervor.
Demnach sank unter Verweis auf Prognosewerte bei der Transportleistung der Marktanteil des Güterverkehrs auf der Schiene von 19 Prozent im Jahr 2019 auf 17,5 Prozent im Jahr 2020. Der Anteil des Straßengüterverkehrs stieg dagegen leicht. Gründe dafür wurden nicht genannt.
Strukturelle Probleme
Der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel sprach von einem „verkehrspolitischen Alarmschrei“. Die Corona-Pandemie tauge in diesem Zusammenhang nur bedingt als Erklärung. „Politisch relevante Gründe für den starken Rückgang der Verkehrsleistung der Güterbahnen sind
die strukturellen Probleme bei DB Cargo und die Wettbe- werbsverzerrungen im Ver- kehrsmarkt, die den gesamten Bahnsektor belasten“, sagte Gastel. Um die Ziele zu erreichen, forderte er von der Bundesregierung, Worten „endlich Taten folgen zu lassen“.
Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Cargo hält am SchienenGüterverkehr einen Marktanteil von etwas weniger als 50 Prozent. Der Anteil der Schiene
am gesamten Güterverkehr schwanke stets, betonte der Konzern auf Nachfrage. So würden etwa in Zeiten niedriger Ölpreise mehr Spediteure ihre Transporte auf die Straße verlagern. In trockenen Sommern mit Niedrigwasser wiederum profitiere die Schiene vor dem Schiffsverkehr. Einen anhaltenden Abwärtstrend gebe es aber nicht.
Hinzu komme, dass sich Verbesserungen in der Infrastruktur
erst mittelfristig bemerkbar machten. So sei Ende vergangenen Jahres etwa der Ceneri-Basistunnel in der Schweiz auf der Route GenuaRotterdam eröffnet worden. Nun profitierten die lang laufenden Transitverkehre auf der Schiene von einem einfacheren Alpentransit.
Der Schienengüterverkehr gilt der Bundesregierung als wichtiger Baustein bei der Erreichung der Klimaziele. Bis
2030 soll der Anteil am gesamten Güterverkehr auf 25 Prozent steigen, so ist es im Koalitionsvertrag festgeschrieben.
Förderung kürzen
Aus Sicht etwa des Interessenverbands Allianz pro Schiene ist dieses Ziel aber nur erreichbar, wenn unter anderem die Förderungen des Straßenverkehrs gleichzeitig deutlich gekürzt werden.