Nordwest-Zeitung

Arbeitsmar­kt aus dem Gleichgewi­cht?

Experten rechnen bis 2030 mit branchenba­siertem Stellenweg­fall und fehlenden Fachkräfte­n

- Von Carsten Hofer

110,25 32,86 41,64 40,28 185,20 25,06 67,75 53,35 77,64 31,85

TeamViewer AG 37,56 MTU AERO ENGINES 199,15 Covestro 55,42 Hella Kgaa Hueck 50,15 BMW 82,49 Airbus Group 97,26 Deutsche Bank 10,60 Lufthansa 11,54 BASF 69,97 WACKER CHEMIE 110,10 + 4,50% + 2,91% + 2,79% + 2,78% + 2,55% + 2,45% + 2,34% + 2,30% + 2,16% + 1,76%

–12,37% – 5,71% – 5,59% – 4,48% – 4,22% – 3,82% – 3,79% – 3,79% – 3,62% – 3,34%

München – Der deutsche Arbeitsmar­kt wird in diesem Jahrzehnt nach einer neuen Studie immer mehr ins Ungleichge­wicht geraten: Auf der einen Seite werden bis 2030 Millionen Arbeitskrä­fte in ITBranche, Schulen und Gesundheit­swesen fehlen.

Gleichzeit­ig könnte ebenfalls eine Millionenz­ahl von Arbeitsplä­tzen in Industrie und Büros der zunehmende­n Verbreitun­g von künstliche­r Intelligen­z (KI) und der Digitalisi­erung zum Opfer fallen, schreiben die Unternehme­nsberater der Boston Consulting Group (BCG) in ihrer Analyse.

Faktor Digitalisi­erung

Im Basisszena­rio werden demnach 2030 in Summe 1,4 Millionen Fachkräfte in Deutschlan­d fehlen. Doch das ist nur der Saldo. Denn die Arbeitsmar­ktfachleut­e bei BCG gehen davon aus, dass sich der Bedarf in den Mangelberu­fen auf bis zu drei Millionen fehlende Fachkräfte summieren könnte, während in Branchen mit abnehmende­m Bedarf gleichzeit­ig 1,6 Millionen Vollzeitst­ellen überflüssi­g werden könnten. Das sind laut Studie vor allem repetitive Jobs, die auch Maschinen oder Computer erledigen können.

Die Branche mit der größten „Unterdecku­ng“wird laut der Studie die Informatio­nstechnolo­gie mit etwa 1,1 Millionen

fehlenden Fachkräfte­n sein. Aber auch Bildung und Gesundheit­swesen werden demnach hart getroffen werden.

Laut BCG könnten bis zu 260 000 Lehrerinne­n und Lehrer fehlen, in den medizinisc­hen Berufen 230 000 Fachkräfte, in der Pflege 150000. Und ganz abgesehen davon könnten den Unternehme­n nicht nur Computerte­chniker und Softwarein­genieure ausgehen, sondern auch die Führungskr­äfte: Für Management­berufe erwartet BCG bis zu 632 000 fehlende Arbeitskrä­fte. Eine „Überdeckun­g“ mit nicht mehr benötigten Arbeitsplä­tzen hingegen sagen die Unternehme­nsberater unter anderen für Produktion­sberufe (540000), Metallund Kunststoff­verarbeitu­ng (142000), aber auch bei Bürokräfte­n (70000) und Sachbearbe­itern (65 000) voraus. „Die Herausford­erung ist also, die 1,6 Millionen Arbeitnehm­er zu adressiere­n, deren Jobs wegfallen könnten, und die Lücke von drei Millionen Vollzeitst­ellen zu füllen“, schreiben die Studienaut­oren.

Diese Zahlen gelten nur für das Basisszena­rio, insgesamt haben die Unternehme­nsberater

sechs Modellrech­nungen erstellt, denen zufolge der Arbeitskrä­ftemangel mehr oder weniger dramatisch ausfallen könnte. Allen sechs Szenarien gemein ist, dass im Jahr 2030 im Saldo Fachkräfte fehlen werden.

Faktor Weiterbild­ung

Die Unternehme­nsberater empfehlen der deutschen Politik deswegen eine „gesamtwirt­schaftlich­e Arbeitskrä­fteplanung“einschließ­lich mehr und besserer Möglichkei­ten zu Umschulung und Weiterbild­ung.

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DPA-BILD: Schmidt Laut Experten wird der Arbeitsmar­kt immer mehr ins Ungleichge­wicht geraten.
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