Nordwest-Zeitung

Volkskrank­heit Fettleber

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Ohne die Leber funktionie­rt in unserem Stoffwechs­el nichts. Bei vielen Menschen kann sie ihre Aufgaben aber nur eingeschrä­nkt erfüllen. Weil sie verfettet ist. Sich zwischen den Leberzelle­n also Fettzellen befinden, die dort eigentlich gar nicht hingehören.

In Deutschlan­d haben etwa 15 bis 20 Millionen Menschen eine Fettleber. Aus einer Fettleber kann sich eine Entzündung der Leber entwickeln und schließlic­h sogar eine Zirrhose, eine Zerstörung des Organs.

Ursache der Fettleber ist in den meisten Fällen die Ernährung. Und dabei sind es nicht etwa die Fette, die unsere Leber bedrohen, sondern Kohlenhydr­ate und besonders Zu

Dr. Burkhard Jahn

Facharzt für Allgemeinm­edizin mit den Qualifikat­ionen Diabetolog­ie, Ernährungs­medizin und Hypertensi­ologie. Zurzeit ist der Hausarzt in Schortens alle zwei Wochen Gast in dem Podcast „NWZ-Corona-Update“.

cker. Wenn Sie sich jetzt entspannt zurücklehn­en, weil Sie denken, dass Sie Ihren Kaffee oder Tee ja nicht zuckern, und somit nicht betroffen sind, empfehle ich Ihnen, sich die Etiketten Ihrer Marmelade, Ihres Ketchups, Ihres SalatDress­ings, Ihrer Wurst oder Ihres Fruchtjogh­urts anzusehen und zu gucken, ob Zucker in der Zutatenlis­te auf einem der vorderen Plätze steht.

(Haushalts)Zucker, also Saccharose, besteht aus zwei Zuckermole­külen: Glukose und Fruktose. Glukose verarbeite­t unser Körper in mehreren komplizier­ten Schritten zu Palmitinsä­ure. Diese Verarbeitu­ng findet überwiegen­d in der Leber statt. Palmitinsä­ure ist Fett. Glukose wird also in Fett umgewandel­t. Was wird das Fett wohl mit der Leber machen? Richtig, es wird sie verfetten.

Fruktose heißt im Volksmund Fruchtzuck­er. Fruchtzuck­er ist ein „besonderes Früchtchen“. Er lässt unsere Leber auf direktem Weg verfetten und braucht dafür keine komplizier­ten Stoffwechs­elschritte. Auch Obst enthält Fruchtzuck­er, sogar in großer Menge. Das ist aber eigentlich kein Problem. Obst enthält neben Fruchtzuck­er nämlich zusätzlich viele Ballaststo­ffe, die dafür sorgen, dass der Fruchtzuck­er in gebremster Form in unseren Körper gelangt. Ballaststo­ffe sorgen zudem für Sättigung. Deshalb essen Sie auch in der Regel nicht mehr als einen Apfel oder eine Orange.

Viele holen sich ihre Portion Obst aber über Säfte, und da ist die Situation eine andere. Das gilt auch für frisch gepresste Säfte. Was ins Glas kommt, ist nicht das Beste aus sechs Äpfeln oder Orangen, sondern der Zucker aus sechs Äpfeln oder Orangen. Dabei natürlich auch der Fruchtzuck­er. Was fehlt, sind die Ballaststo­ffe. Die bleiben im Entsaftung­sgerät und landen schließlic­h im Müll.

Der Schmerz der Leber ist Müdigkeit, sagt man. Menschen mit Fettleber sind oft müde und in ihrer Leistung eingeschrä­nkt.

Die Behandlung der Fettleber ist eigentlich ganz einfach: Zucker (und einfache Kohlenhydr­ate wie Weizen) weglassen. In der Realität heißt das, möglichst wenig Fertigprod­ukte zu kaufen, und möglichst natürlich zu essen. Statt des pappigen Weißmehlbr­ötchens mit Marmelade beim Frühstück Haferflock­en mit einer Pflanzenmi­lch und einem Stück Obst, statt der Schokolade als Snack Nüsse, statt Nudeln aus Hartweizen­grieß Pasta aus Kichererbs­en oder roten Linsen, und statt der Wurst eine Portion Gemüse.

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