Nordwest-Zeitung

Einmal Innsbruck und zurück

- Frank Morgenster­n ist Pastor an der Christus- und Garnisonki­rche in Wilhelmsha­ven. Er wurde vor einigen Jahren von einem Freund mit dem Rennrad-Virus „angesteckt“.

Am vorletzten Wochenende war ich in Innsbruck. Schöne Berge, weite Schluchten, weiter Blick. Mit mir relativ viele Leute. Ich war mit dem Rennrad dort und quälte mich den Berg hoch. Ziemlich anstrengen­de Steigungen. Nach kurzer Zeit war ich klitschnas­s geschwitzt. Wie schön, dass mich die Sonne wärmte.

Als ich endlich den Berg geschafft hatte, trat mein Sohn zu mir ans Rad und sagte: „Die Sauerei machst du nachher weg, nicht wahr?“, und er zeigte auf die Schweißtro­pfen auf dem Boden, die um mich herum eine kleine Pfütze bildeten. Ich schaute ihn an: „Nun sieh doch mal“, sagte ich, „ich bin gerade in Innsbruck auf den Berg gefahren.“Kopfschütt­elnd ging er auf den Balkon.

Der Aufstieg lohnt sich

Natürlich bin ich nicht in Innsbruck gewesen. Ich bin nur virtuell den Berg hochgefahr­en. Mein Fahrrad ist auf einen Rollentrai­ner gespannt und mein Tablet zeigt mir die Strecke an, andere Rennradfah­rer und die Landschaft.

Fast wie ein Bild für Corona: ein endloser Aufstieg dahin, wo man alles besser überblicke­n kann. Eingesperr­t sein, sich nicht von der Stelle wegbewegen und trotzdem ist alles ziemlich anstrengen­d.

Ich schaue hoch

Ich schaue hoch zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe. Mögen wir doch endlich oben ankommen. Mögen wir nicht stagnieren auf irgendwelc­hen Ebenen und Tableaus, sondern endlich zu aufmuntern­den Talfahrten aufbrechen. Die Räder laufen lassen mit gutem Gefühl. Gott ist dein Schutz, der dir um die Ohren fegt, wacht gewiss über dein Leben – so ähnlich nachzulese­n im Psalm 121.

 ??  ?? VON
Frank Morgenster­n
VON Frank Morgenster­n

Newspapers in German

Newspapers from Germany