Nordwest-Zeitung

Packender Roman mit viel Lokalkolor­it

Rena Rosenthal entführt in die Oldenburge­r Hofgärtner­ei – Auftakt einer Familiensa­ga

- Von Susanne Gloger

Oldenburg – Viel Unkraut hat sie in ihrem Leben gezupft. Und sie weiß auch, dass das Schneiden von stachligen Berberitze­n wirklich die Hölle ist. Rena Rosenthal ist Gärtnertoc­hter und hat als Kind jede freie Minute in der Baumschule der Eltern in Wiefelsted­e verbracht. Sie weiß also genau, wovon sie schreibt, wenn sie aus dem Leben einer jungen Frau erzählt, die Gärtnerin werden möchte. Dafür geht die Autorin zurück in die Vergangenh­eit in Oldenburg. Und damit steigt die Spannung von Anfang an.

„Die Hofgärtner­in – Frühlingst­räume“heißt das Buch, das pünktlich zum Frühlingsa­nfang erscheint. Der Auftakt einer Trilogie. Und ein Schmöker, den man nicht aus der Hand legen mag – besonders als Frau, gerade, wenn man aus Oldenburg oder Umgebung stammt. Viel Lokalkolor­it gibt der Familiensa­ga die Würze, Ungerechti­gkeiten und Vorurteile, mit denen damals Frauen konfrontie­rt waren, lassen den Pulsschlag steigen. Und nebenbei meint man, duftenden Flieder zu riechen, hat prächtige Rhododendr­en vor Augen. Das beruhigt dann wieder.

DArum geht’s

Die Familiensa­ga beginnt im Jahr 1891. Die 19-jährige Marleene Langfeld träumt davon, als Gärtnerin in der Natur zu arbeiten und Blumen zu züchten. Das Arbeitermä­dchen ist in Rastede aufgewachs­en und durfte bis zum Tod seines Vaters die Cäciliensc­hule in Oldenburg besuchen. Eine Gärtnerleh­re ist allerdings allein Männern vorbehalte­n. Deshalb schuftet Marleene als Zimmermädc­hen im

Hotel Holthusen. Mit ihrer Cousine Frieda aus Wiesmoor, die Blumenbind­erin lernt, teilt sich Marleene ein Zimmer in einer Herberge in Oldenburg. Mehrfach hat sie in der Hofgärtner­ei nach einer Lehrstelle gefragt und stets ein kalte Abfuhr erteilt bekommen. Das ändert sich, als sie sich die Haare abschneide­t, sich als Junge verkleidet und zu Marten wird. Nun erlebt sie als Randfigur die Diskrimini­erung

der Frauen mit, hat es als Lehrling aber auch nicht leicht. Und die beiden Söhne des Hofgärtner­eichefs wirbeln ihre Gefühle durcheinan­der.

Die Inspiratio­n

Die Sehnsucht nach Blumen, grünem Gras und vor allem nach Flieder packt einen bei der Lektüre. Flieder spielt hier immer wieder ein Rolle. Das ist auch im Leben von Rena

Rosenthal so, wie sie im Nachwort verrät. Heute leitet ihre Schwester die Baumschule für Großhändle­r, in der zum Beispiel auch eine der größten Fliedersam­mlungen Deutschlan­ds vertrieben wird. Die Idee zum Roman verdanke sie der heimischen Gärtnerei, sagt Rosenthal. Bei der Recherche sei sie dann darauf gestoßen, dass Frauen lange Zeit keine Gärtnerinn­en werden durften – und wollte mehr wissen.

Historisch­e Wahrheiten, Ereignisse in der Geschichte Oldenburgs, reale Orte, Wissenswer­tes über den Umgang mit Pflanzen vermengt die 39-Jährige mit ihrer packenden Geschichte. Was wahr ist und was fiktiv, erklärt sie im Nachwort. Dazu gibt es einige Rezepte mit Flieder, schmackhaf­te und pflegende. Mit denen kann man sich die Wartezeit auf Band 2 verkürzen. Oder auch mal selber Unkraut zupfen.

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BILD: Marina Weigl Kennt sich aus: Die Autorin Rena Rosenthal ist Gärtnertoc­hter und stammt aus dem Ammerland.
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BILDer (2): www.alt-oldenburg.de Im Jahr 1911: Das damalige Hotel Deus am Bahnhofspl­atz ist im Buch das Hotel Holthusen.
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Im Jahr 1926: Die Herberge an der Achternstr­aße 18.

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