Packender Roman mit viel Lokalkolorit
Rena Rosenthal entführt in die Oldenburger Hofgärtnerei – Auftakt einer Familiensaga
Oldenburg – Viel Unkraut hat sie in ihrem Leben gezupft. Und sie weiß auch, dass das Schneiden von stachligen Berberitzen wirklich die Hölle ist. Rena Rosenthal ist Gärtnertochter und hat als Kind jede freie Minute in der Baumschule der Eltern in Wiefelstede verbracht. Sie weiß also genau, wovon sie schreibt, wenn sie aus dem Leben einer jungen Frau erzählt, die Gärtnerin werden möchte. Dafür geht die Autorin zurück in die Vergangenheit in Oldenburg. Und damit steigt die Spannung von Anfang an.
„Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“heißt das Buch, das pünktlich zum Frühlingsanfang erscheint. Der Auftakt einer Trilogie. Und ein Schmöker, den man nicht aus der Hand legen mag – besonders als Frau, gerade, wenn man aus Oldenburg oder Umgebung stammt. Viel Lokalkolorit gibt der Familiensaga die Würze, Ungerechtigkeiten und Vorurteile, mit denen damals Frauen konfrontiert waren, lassen den Pulsschlag steigen. Und nebenbei meint man, duftenden Flieder zu riechen, hat prächtige Rhododendren vor Augen. Das beruhigt dann wieder.
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DArum geht’s
Die Familiensaga beginnt im Jahr 1891. Die 19-jährige Marleene Langfeld träumt davon, als Gärtnerin in der Natur zu arbeiten und Blumen zu züchten. Das Arbeitermädchen ist in Rastede aufgewachsen und durfte bis zum Tod seines Vaters die Cäcilienschule in Oldenburg besuchen. Eine Gärtnerlehre ist allerdings allein Männern vorbehalten. Deshalb schuftet Marleene als Zimmermädchen im
Hotel Holthusen. Mit ihrer Cousine Frieda aus Wiesmoor, die Blumenbinderin lernt, teilt sich Marleene ein Zimmer in einer Herberge in Oldenburg. Mehrfach hat sie in der Hofgärtnerei nach einer Lehrstelle gefragt und stets ein kalte Abfuhr erteilt bekommen. Das ändert sich, als sie sich die Haare abschneidet, sich als Junge verkleidet und zu Marten wird. Nun erlebt sie als Randfigur die Diskriminierung
der Frauen mit, hat es als Lehrling aber auch nicht leicht. Und die beiden Söhne des Hofgärtnereichefs wirbeln ihre Gefühle durcheinander.
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Die Inspiration
Die Sehnsucht nach Blumen, grünem Gras und vor allem nach Flieder packt einen bei der Lektüre. Flieder spielt hier immer wieder ein Rolle. Das ist auch im Leben von Rena
Rosenthal so, wie sie im Nachwort verrät. Heute leitet ihre Schwester die Baumschule für Großhändler, in der zum Beispiel auch eine der größten Fliedersammlungen Deutschlands vertrieben wird. Die Idee zum Roman verdanke sie der heimischen Gärtnerei, sagt Rosenthal. Bei der Recherche sei sie dann darauf gestoßen, dass Frauen lange Zeit keine Gärtnerinnen werden durften – und wollte mehr wissen.
Historische Wahrheiten, Ereignisse in der Geschichte Oldenburgs, reale Orte, Wissenswertes über den Umgang mit Pflanzen vermengt die 39-Jährige mit ihrer packenden Geschichte. Was wahr ist und was fiktiv, erklärt sie im Nachwort. Dazu gibt es einige Rezepte mit Flieder, schmackhafte und pflegende. Mit denen kann man sich die Wartezeit auf Band 2 verkürzen. Oder auch mal selber Unkraut zupfen.