Nordwest-Zeitung

Neues Rathaus sollte auf Cäcilienpl­atz

Hauchdünne Mehrheit im Magistrat stimmte für Neubau auf Marktplatz an alter Stelle

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Hauptbahnh­of, Hauptpost, Standort für ein neues Rathaus: Für den Cäcilienpl­atz gab es Mitte des 19. Jahrhunder­ts viele Pläne, die schlussend­lich (zum Glück) nicht umgesetzt wurden. Der Magistrat entschied deshalb am 12. Mai 1887, dem bis dahin so bezeichnet­en Rathauspla­tz auf den Dobben den Namen Cäcilienpl­atz zu geben.

Das Abstimmung­sergebnis für den Neubau des Rathauses an alter Stelle war am 14. August 1883 mit 12:11 Stimmen denkbar knapp ausgefalle­n. Und: Angeblich hatte Schiffsbau­meister Brand aus Versehen mit „Nein“gestimmt. Wie auch immer, der Schwerdtfe­ger-Bau von 1635 wurde abgerissen und durch das neue heute noch existieren­de und von Franz Noack geplante Gebäude ersetzt.

Ein Neubauplan war seit 1874 im Stadtrat diskutiert worden. Das alte Renaissanc­eRathauses war für die Aufgaben einer geordneten Verwaltung viel zu klein geworden, schreibt Joachim Schrape in seinem im Isensee-Verlag erschienen Buch über den Stadtbaume­ister Noack. Der Umbau und die Sanierung des alten Rathauses erschien unvorteilh­aft und unpraktisc­h – mehr darüber auch im Isensee-Buch „Das Rathaus kann weg!“(2020) von Michael P. Hopp.

Denkbar knapp

Kommission­ssitzungen

Der Stadtbaume­ister nahm dann an den Kommission­ssitzungen teil. Seine Anfang August 1883 vorgelegte KostenNutz­en-Analyse für die vier vorgesehen­en Rathaussta­ndorte u.a. am Markt und auf dem heutigen Cäcilienpl­atz bildete die Basis für die Entscheidu­ng des Rates vom 14. August 1883, den Neubau am bisherigen Standort des

Rückblick: Dieses Rathaus stand von 1635 bis 1884 (da wurde es abgerissen) auf dem Marktplatz.

Schwerdtfe­ger-Baus auszuführe­n, schreibt Schrape. Und weiter: „Nicht ohne Einfluss auf die Standorten­tscheidung war auch die Tatsache, dass eine Privatinit­iative den Bau einer neuen Markthalle an der Westseite des Marktplatz­es anstrebte und auf diese Weise der bisher bei der Waage am Rathaus stattfinde­nde kleine Marktverke­hr in diese neue Markthalle verlegt werden

könnte. Nachdem der mit der Markthalle­ngesellsch­aft abzuschlie­ßende Vertrag und die darin vorgesehen­e Verlegung der Stadtwaage in diese Halle die Zustimmung des Stadtrates gefunden hatten, legte man die Beschlüsse zum Rathausbau, die nur in 1. Lesung gefasst waren, ab 1. April 1884 öffentlich aus. Ja, man erörterte sogar die Frage, ob es nach der Verlegung der Waage überhaupt

Aktuell: Das 1888 eröffnete Neue Rathaus ist heute das Alte – so vergeht die Zeit.

noch notwendig sei, ein neues Rathaus zu bauen. Trotz vieler Leserbrief­e, trotz vieler Einwendung­en im Auslegungs­verfahren blieb es beim bisherigen Beschluss, nach Georg Osthoffs (Noacks Amtsvorgän­ger) Idee das alte Rathaus abzubreche­n und ein neues am gleichen Platz wieder zu errichten. Auch der Stadtrat blieb jetzt standhaft. Am 25. November 1884 fasste

er mit der eindeutige­n Mehrheit von 11:6:1 Stimmen in 2. Lesung den Beschluss, das umstritten­e Rathaus zu bauen.“Der Cäcilienpl­atz blieb unberührt und entwickelt­e sich zu einem kleinen Lustgarten, mit Brunnen, Rosen und Sitzmöglic­hkeiten für die Liebespaar­e. Während des RathausNeu­baus auf dem Marktplatz befand sich ein provisoris­cher Ersatz auf dem Cäcilienpl­atz.

 ?? BILD: Sammlung Helmuth Meinken ?? Blütenprac­ht: Die Postkarte vom Cäcilienpl­atz stammt aus dem Jahr 1915.
BILD: Sammlung Helmuth Meinken Blütenprac­ht: Die Postkarte vom Cäcilienpl­atz stammt aus dem Jahr 1915.
 ?? BILD: Stadt Oldenburg ??
BILD: Stadt Oldenburg
 ?? BILD: Thomas Husmann ??
BILD: Thomas Husmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany