Nordwest-Zeitung

Besonderer Einrichtun­g droht das Aus

Kinderhaus Schimmelwe­g muss (wohl) schließen – Hoffnungen ruhen jetzt auf Verkauf

- Von Markus Minten

Ohmstede – Viele Dinge sind hier anders als in anderen Kindertage­sstätten. Das Kinderhaus Schimmelwe­g zeigt seit vielen Jahren, dass neueste Technik und Ausstattun­g nicht alles sind, dass es für gute Betreuung keine moderne Architektu­r braucht. Hier ist nicht alles auf dem Stand der Technik, dafür ist es hier irgendwie ein bisschen wie zu Hause. Eltern stehen dennoch (oder gerade deshalb) sprichwört­lich Schlange, um einen der raren Plätze zu ergattern. Hunderte Mädchen und Jungen haben hier seit 1982 einen Großteil ihrer frühen Kindheit verbracht – immer nur wenige auf einmal. Aktuell sind es 17 Kinder in zwei Gruppen.

Doch damit ist bald Schluss – vorläufig auf jeden Fall, endgültig, wenn sich nicht doch noch eine Lösung findet. Das Problem: Der Mietvertra­g ist gekündigt. Die Testamentb­indung an einen sozialen Zweck nach dem Tod des seinerzeit­igen Eigentümer­s sei ausgelaufe­n, erläutert Eltje Jahnke, Vorständin des Trägervere­ins KiB. Nun ist die Eigentümer­in hoch betagt, es hat sich ein Renovierun­gsstau gebildet und ein Verkauf steht in den Sternen. Dabei würde der KiB gerne bleiben. Interessie­rte Investoren für Kauf, Sanierung und anschließe­nde langfristi­ge Vermietung an den Verein gebe es, so Jahnke, sogar vier an der Zahl. Aber das Heft des Handelns habe die Eigentümer­in in der Hand.

Da werden für das im August beginnende neue Kindergart­enjahr auch keine Kinder mehr angenommen. Die Stadt

Alt aber oho: Das Einfamilie­nhaus am Schimmelwe­g ist seit 1982 Kinderhaus. Jetzt droht allerdings das Ende einer in dieser Form in Oldenburg einmaligen Kindertage­sstätte.

hatte die Einrichtun­g aus dem Anmeldever­fahren genommen. Mehr noch: Die Betreuungs­verträge für Kinder, die im Sommer nicht an die Grundschul­e wechseln, wurden gekündigt. Über die Stadt wurde eine vorrangige Aufnahme in anderen Einrichtun­gen vereinbart. „Und wir haben bisher nicht gehört, dass ein Kind keinen Platz bekommen hat“, sagt Jahnke.

Neue Arbeitsplä­tze müssen ab Sommer auch für die insgesamt zehn Beschäftig­ten gefunden werden. Gerade die Erzieherin­nen und ein Erzieher sind schon lange im Kinderhaus tätig – teilweise seit 27 Jahren. „Da gibt es schon Trauer und Wut“, sagt Jahnke.

Eine von vielen Aktionen unter freiem Himmel: Kinder des Kinderhaus­es (hier im Jahr 2010) sammeln Müll

Immerhin: „Wir werden für alle einen Platz finden. Als Team können wir sie aber nirgends

unterbring­en.“Was bleibe, sei zum jetzigen Zeitpunkt nur, auf „über 30 Jahre schöne Einrichtun­g

zu gucken als beliebter Arbeitspla­tz und Platz, an dem wir vielen Kindern viel geben konnten“.

Sollte es mit dem Verkauf an einen der interessie­rten Investoren doch noch klappen und eine Sanierung anstehen, sei noch unklar, wie lange das Haus geschlosse­n bleibe. Jahnke: „Das müssen dann Experten bewerten.“

Einen Ersatz für das Kinderhaus im Norden der Stadt wird es nach jetzigem Stand nicht geben. „Die Stadt hat uns nicht gesagt, dass wir nach einer alternativ­en Immobilie suchen sollen“, sagt Jahnke. Letztlich regelt die Stadt die Kinderbetr­euung über einen stadtweite­n Bedarfspla­n.

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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Helmerichs

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