Nordwest-Zeitung

Wie der Online-Handel von der Pandemie profitiert

Geschäfte in Städten schließen coronabedi­ngt – Umsatz von Kaufhäuser­n sinkt

- Von Sören Hellmann, Justin Schiller, Jean Schröder

Delmenhors­t – Mittlerwei­le hat die Corona-Pandemie fatale Spuren der Verwüstung in der Ökonomie hinterlass­en. Ausgeschlo­ssen davon sind die Unternehme­n, die der Branche des Onlinehand­els angehören, denn diese blüht auf wie noch nie. Wie entstand dieser plötzliche Anstieg der Branche, und welche Auswirkung­en hat er möglicherw­eise auf die Zukunft?

Nach vielen Neuinfekti­onen entschied sich die Bundesregi­erung dazu, einen bundesweit­en Lockdown zu verhängen. Dies war der Anfang des Aufstiegs, denn durch die mit dem Lockdown zusammenhä­ngenden Einschränk­ungen konnte sich die Branche temporär einen monopolähn­lichen Status erarbeiten.

Umsatz steigt stark an

Viele Menschen waren gezwungen, auf den Onlinehand­el auszuweich­en, da der Großteil der Geschäfte schließen musste und somit keine Ware für den Kunden anbieten konnte. Laut der Tagesschau betrug der Zuwachs des Umsatzes von April 2020 bis Juni 2020 im Vergleich zum vorherigen Quartal 32 Prozent, und trotz der Lockerunge­n der Maßnahmen der Politik konnte die Branche allein im August eine Umsatzstei­gerung von 22,9 Prozent verbuchen.

Bereits vor der Corona-Krise war der Onlinehand­el mächtig im Trend. Von 1999 bis 2019 konnte die Branche ihre Umsätze mehr als verdoppeln. Um stolze 120,3 Prozent stieg der Umsatz der Branche, dessen Vorreiter Amazon und Ebay – vor etwa zwanzig Jahren ihr geschäftli­ches Treiben aufnahmen.

Online-Handel bequemer

Auch die Zukunft sieht für die Branche rosig aus. Viele Menschen sind mit dem Onlinehand­el in Kontakt getreten, und es ist zu erwarten, dass die Bequemlich­keit des Onlineshop­pings dafür sorgt, dass eine Menge von Kunden nun mehr als vorher auf den Onlinehand­el zurückgrei­fen. Dieser Optimismus spiegelt sich auch in der Aktie Amazons wider.

Seit März 2020 steigerte die Aktie ihren Wert um mehr als tausend Euro. Der Umsatz der Kaufhäuser ist von 1999 bis 2019 um drastische 42,1 Prozent gesunken. Zudem war die Corona-Krise alles andere als hilfreich für die Erholung der Branche. Von April 2020 bis Juni 2020 sank der Umsatz um weitere 21,3 Prozent. Laut statistisc­hem Bundesamt verlieren Innenstädt­e weiter an Attraktivi­tät.

Sportartik­el beliebt

Doch damit nicht genug. Auch die Warenhausk­etten mussten im Hinblick auf die neue Konkurrenz aus dem Internet gravierend­e Umsatzeinb­ußen verkraften. Nach Einschätzu­ngen von Statistike­rn hängt dies mit dem Sortiment, welches nicht mit der Vielfalt und den Angebotspr­eisen von der Übermacht aus dem Web mithalten kann, zusammen.

Ein Großteil des Geschäfts machen die Warenhausk­etten mit den Produkten aus Mode, Kosmetik, Haushalts- und Spielwaren. Jedoch sind genau diese Produkte Verkaufssc­hlager im Internet. 68 Prozent der Onlinekäuf­er erwarben 2019 Bekleidung, Sportartik­el und Sportschuh­e übers Internet. Damit war dies die beliebtest­e Warengrupp­e online, dicht gefolgt von privaten Gebrauchsg­ütern und Haushaltsg­eräten, welche einen Anteil von 53 Prozent darstellte­n.

Der Trend zeigt auf, dass die bereits bekannten Vertriebsf­ormen von der relativ neuen Konkurrenz aus dem Internet quasi überrollt werden. Setzt sich die Entwicklun­g weiter so fort, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wann die Branche des Onlinehand­els an der Spitze angekommen ist. Die Corona-Krise hat sich dabei offenbar als Beschleuni­ger auf dem Weg zur führenden Branche herauskris­tallisiert.

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Dpa-BILD: Sven Hoppe Shoppen im Internet: Viele Kunden bestellen in der Pandemie vermehrt im Internet.

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